Montag, 3. Oktober 2016

Alte Schätze

Gelegentlich, wenn es herbstlich frisch und regnerisch wird, habe ich so einen Nachmittag ...da höre ich mir alte Platten und Songs an, die irgendwie auch mit meinem Leben zu tun hatten. Sentimentalitäten? Vielleicht, doch anderseits: Was wären wir ohne unsere Erinnerungen?
Mit jedem dieser Songs verbinde ich mindestens eine Episode aus meinem Leben, von der endlosen nächtlichen Autbahnfahrt bis zum ausgelassenen Konzertbesuch.

Zieh' dir bloß die Schuhe aus - Westernhagen


Große Pläne für's eigene Leben hatten wir alle einmal, auch wenn diese Erwartungen und Wünsche im Laufe des Erwachenwerdens durch 'gesunden Pragmatismus' zurecht gestutzt wurden.

 

Alles in den Wind - Westernhagen

 


  • Heinz Rudolf Kunze - Was wirklich zählt 
  • Currywurst - Herbert Grönemeyer

Donnerstag, 14. Juli 2016

"Absurdistan" - BAP/Niedecken



"Mal im Vertrauen: Was soll der Scheiss?
Wo doch wohl jeder die bitt`re Wahrheit weiss.
Von Hungersnöten, von Inflation,
von Gotteskriegern, von Korruption.
Massenhaft Chancen gnadenlos vergeigt,
ewiges Eis schmilzt und es scheint so,
als ob der Meeresspiegel steigt.

Keiner weiss, wie lang' die Deiche hahle
un ab wann mir Zins un Zinseszins bezahle.
Viel zu lange ha'm wir alle akzeptiert,
dass man Fakten einfach ignoriert.
Schulterzuckend, su als ob nix wöhr,
wegluhrt un verdrängk un resigniert.

Doch „Brot un Spiele“ un „Geiz ist geil“
sinn kein Rezepte. Im Gegenteil.
Mer levven all he op dämm Planet,
mer kriejen all met, wat he affjeht.
Auf uns`rer Reise durch Absurdistan,
auf der globalen Geisterbahn
im kollektiven Grössenwahn.

Kyrie eleison! Kyrie eleison!
Kyrie eleison! Kyrie eleison!
Ens em Vertraue, janz unger uns:
Zynisch un cool sinn ess nit die Kunst.

Samstag, 7. Mai 2016

Okeanos Explorer: Deepwater Exploration - Tiefsee-Tauchgang (Marianen) im Livestream


"From April 20 to July 10, 2016, NOAA and partners will conduct the three-cruise Deepwater Exploration of the Marianas expedition on NOAA ShipOkeanos Explorer to collect critical baseline information of unknown and poorly known areas in and around the Marianas Trench Marine National Monument and the Commonwealth of the Northern Mariana Islands."

Spannender Tauchgang gerade :)






Link zum Livestream



Ruhig mal die Kameraperspektive wechseln - Kamera 3 bietet eine Art Übersicht der Mission in Realtime:


Freitag, 6. Mai 2016

Böhmermann-Affäre. Seit einem Monat. Und sonst so?

Dass Begriffe inflationär verwendet, ist ja nichts neues. Nun also Böhmermann-Affäre. Ein clever-vorlauter Junge belehrt den Autokraten Erdogan, worin denn der Unterschied besteht zwischen Satire (die erlaubt sein muss) und beleidigender Schmähkritik, die selbstverständlich unzulässig ist, auch in einem Rechtsstaat mit Pressefreiheit. (vgl. Stefan Niggemeier). Hierzu hat er ein unlustiges Beispiel angeführt, das die Gemüter erregt und Politiker von ihrer Arbeit abhält.

Resultat? Auf Google erhält man nun für das Begriffspaar "Ergogan" + Goat 229.000 Treffer, in Kombination mit dem deutschprachigen Wort "Ziege" aber "nur" 124.000 Treffer. Offenkundig hat die wutschnaubende Reaktion der Erdogan-Administration dafür gesorgt, dass die ganze Welt nun darüber streitet, ob deren Chef nun wirklich auf Ziegen steht.
Dass Der Postillon den Spieß umdreht, war zu erwarten: "Zentralrat der Ziegen zeigt Jan Böhmermann wegen Beleidigung an".

Dass ganze Thema scheint für viele in unerschöpflicher Quell an "humorvoller Inspiration" zu sein - bis hin zu einer Erdogan-Puppe mit Ziege "Angela" auf eBay.

Der betreffende Beitrag wurde am 31. März 2016 im Neo Magazin Royale in ZDFneo ausgestrahlt. Das anschließende Theater geht seit über einem Monat so weiter...

Und sonst so?

Ist der Klimawandel abgesagt? Werden in Syrien keine Flüchtlinge mehr bombardiert? Hat der Sultan vom Bosporus seine Verfassungsreform aufgegeben, sodass die Türkei weiterhin ein demokratischer Staat bleiben/werden kann? Sind die Ursachen der Migrationskrise in Europa beigelegt? The Donald hat sich an seinen eigenen Tacos überfressen, die USA verzichten auf weitere Drohnenmorde und Putin lässt von seinen groß-russischen Plänen ab? Kim Jong Un hat die KZs landesweit aufgelöst und kann sein Volk wieder ernähren?
Kurzum, ist die Menschheit wieder auf so einem guten Weg, dass sie es sich leisten kann, einen Monat lang über nicht existente animalische Vorlieben einer einzelnen Person zu streiten - und darüber, wie man den Urheber dieser entbehrlichen "Schmähkritik" am besten bestrafen sollte?

Tja, wenn alle wichtigen und unwichtigen Persönlichkeiten ihre Hausaufgaben erledigt haben, könnt ihr euch meinetwegen weiterhin mit dieser Nebensächlichkeit verzetteln.


Montag, 2. Mai 2016

Stirbt TTIP langsam vor sich hin?

Was ist eigentlich meine persönliche Position zu diesem gewaltigen Projekt, das als Handelsabkommen daherkommt, in Wirklichkeit aber in etliche Bereiche der Gesellschaft eingreift - sowohl in den USA (was hierzulande gelegentlich übersehen wird) als auch in Europa?
Nun, ich habe keine fundierte Meinung zu TTIP - bestimmt nicht aus Desinteresse, sondern weil ich kaum verlässliches Faktenwissen darüber besitze.
Auch die jetzt veröffentlichten Papiere geben keine Verhandlungsergebnisse wieder, sondern einen kleinen Ausschnitt temporärer Positionen ...jede Seite versucht (anscheinend immer noch) ihr Maximalziel zu realisieren. Indessen legen sie auch nahe, dass sich die USA bisher "so gut wie gar nicht bewegt" hätten.

Vom Prinzip her begrüße ich eine Zollunion, was nach meinem Verständnis den Kern eines sinnvollen Handelsabkommens bildet. Doch eine Sonderjustiz (private Schiedsgerichte) neben der ordentlichen (und vor allem unabhängigen) Rechtsprechung mit mehreren Rechtszügen lehne ich kategorisch ab, ebenso jede Aushöhlung der Gewaltenteilung. Keinesfalls darf durch dieses oder irgend ein anderes transnationales Abkommen die Situation entstehen, dass Wirtschaftsunternehmen noch größeren Einfluss auf die Gesetzgebung eines Landes bzw. der EU nehmen als ohnehin schon.
Der Kerngedanke, dass Staaten unter bestimmten Bedingungen haften sollten, wenn Investoren Vermögen verlieren, klingt verlockend - ein fairer Interessenausgleich kann aber nur entstehen, wenn Konzerne, Verbraucher und natürlich der Staat sich im Klageweg an dieselben Gerichte wenden können - in einem transparenten, klar geregelten Verfahren mit vom Staat autorisierten und vergüteten Richtern. Dies kann von mir aus ein spezialisierter Handelsgerichtshof sein, solange die zuvor genannten Voraussetzungen einhalten werden.
Dagegen passt ein Club von in Hinterzimmern kungelnden Anwälten als Prozess-Ersatz nun gar nicht zu den Grundsätzen ordentlicher Rechtsprechung.


Nach den jüngsten Enthüllungen seitens Greenpeace schreibt Alexandra Endres in der ZEIT:
"Die USA führen die Verhandlungen als Diener der Konzerne. Die EU kann sich darauf kaum noch einlassen."
Das mag zutreffen oder auch nicht - letztlich jedoch haben die von uns gewählten Abgeordneten das fertig verhandelte Abkommen vor seiner Unterzeichnung zu prüfen, um es zu genehmigen oder Nachbesserungen zu veranlassen oder es insgesamt zurückzuweisen (was eher unwahrscheinlich ist angesichts des Drucks, den Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks längst aufgebaut hat).
Endres stellt weiter fest, für die USA geht es bei TTIP primär darum, die Interessen der heimischen Konzerne zu vertreten.
Ja, was denn sonst? Verbraucherinteressen schützen, okay. Nur ist allgemein bekannt, in den USA gilt ein Verbraucherschutz nach europäischem Vorbild als Handelshemmnis. Gibt es denn inzwischen belastbare Untersuchungen, ob bzw. in welcher Größenordnung Menschen infolge des Verzehrs der zeitweilig wild zitierten "Chlorhühner" erkrankt oder gar verstorben sind? Falls solche Produkte künftig auch in der EU vertrieben werden sollen, wird zuvor ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit untersucht werden müssen - ohne Wenn und Aber.
Weitaus schwerwiegender: Den öffentlichen Handelsgerichtshof mit Berufungsmöglichkeit, wie die EU anstrebt, soll es nicht geben. Die USA wollen an den umstrittenen Schiedsgerichten festhalten. 
Ich nehme mal an, für die Seite der EU verhandeln nicht nur Vollidioten mit den Amis über TTIP. Wenn also gefordert wird, Europa müsse "nun rote Linien abstecken", gehe ich mal zugunsten 'unserer' Verhandlungsdelegation davon aus, dass sie dies längst getan hat - auch in Konsultationen mit den Regierungen der EU-Staaten. Alles andere wäre erschreckend unprofessionell.
Das offizielle, zuletzt in Hannover verkündete Ziel ist, die Verhandlungen noch in diesem Jahr abzuschließen. Im Falle ausufernder Betonköpfigkeit dauern sie halt länger, möglicherweise gehen sie über Obamas Amtszeit hinaus - Lohn der Unnachgiebigkeit und eine Chance weniger, sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Doch die Obama-Administration registriert sehr wohl, wie die Zustimmung für TTIP auch im eigenen Lande schwindet, wovon nicht zuletzt einstige Außenseiter im laufenden Vorwahlkampf (z.B. Bernie Sanders und D. Trump) profitieren. 
Endres meint dagegen, mit zunehmender Dauer der Verhandlungen wachse die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Abkommen gar nicht mehr zustande kommt.
Eine Schlussfolgerung, die ich so nicht teile. Denn auch ein Freihandelsvertrag, der berechtigte Befürchtungen von Kritikern berücksichtigt und eine Art kleinsten gemeinsamen Nenner fixiert, wäre für sie keineswegs "nutzlos" - solange die wechselseitigen Handlungsbeziehungen zwischen den USA und Europa dennoch intensiviert werden.


"Der Zahnarzt tut dir ganz sicher nicht weh, mein Kind!"

Ein vollständiges Scheitern liegt weder im Interesse Europas noch dem der USA. Höchste Zeit für eine sachliche Diskussion in der Öffentlichkeit - die man meiner Ansicht nach nur durch echte Transparenz erreichen wird. Erst die "Geheimhaltungs-Obsession der USA" habe dem Projekt den Anschein einer Konspiration gegen die Interessen der Bürger verliehen, befindet Alexander Hagelüken in der SZ - und fügt hinzu: Die weiteren Gespräche mit den USA können von der Transparenz profitieren. Das ist zwar richtig, doch hatten Wirtschaftsverhandlungen meines Wissens bislang stets vertraulichen Charakter - höchste Zeit zum Umdenken: Etwaige Globalisierungsängste und kritische Fragen von EU- und US-Bürgern lassen sich offensichtlich nicht beseitigen, indem Regierungen und Wirtschaftsunternehmen sie stumpf und beharrlich ignorieren ...so wird das nix.
Dies gilt gleichfalls für sinnentleerte, weil schablonenhaft wiederholte Erklärungen, die wir schon x-mal gehört haben: In Hannover beschwört Barack ("Die Menschen sind für den Handel") den Wettbewerbsvorteil (für wen?) sowie "noch mehr Wachstum und noch mehr Arbeitsplätze durch die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft" - und Angela sekundiert, die Chancen des Abkommens seien doch viiiiel größer als seine Risiken. Solcherart undifferenziertes Politiker-Geschwurbel ist eben keine Antwort auf berechtigte Einwände und Vorbehalte!
Dem 'Kind' sollte erklärt werden, wozu der Zahnarztbesuch dient und wie man ihn möglichst schmerzfrei gestalten kann - einbeziehen statt für blöd verkaufen.
Einstweilen sollten die Leitmedien auf kaum beweisbare Behauptungen ("Vom Freihandel profitieren vor allem die Amerikaner", FAZ) verzichten. Seit Jahren predigt die Politik uns Bürgern, wir sollten weniger auf rein nationalen Prioritäten bestehen ...falls also das krisengeplagte Spanien mehr Nutzen (Arbeitsplätze, Exportvorteile etc.) von TTIP hätte als Deutschland, sehe ich darin jedenfalls kein K.O.-Kriterium.

Quellen 

Obama-Besuch in Hannover: Pressekonferenz mit Angela Merkel und Barack Obama am 24.04.2016

Was war denn da mit Angie los? Sie ist ja ganz hibbelig ...liegt das an der Nähe zu Barack Obama, der sie liebevoll seine "Freundin und Partnerin" nennt? Nana...

Sonntag, 1. Mai 2016

Obama - der "mächtigste Comedian der Welt"?

Die Präsidentschaftsjahre von Barack Obama lassen sich 9 Monate vor seinem Abschied etwa so bilanzieren: "Noch immer sind amerikanische Drohnen völkerrechtswidrig in anderen Ländern im Einsatz, noch immer ist die NSA nicht gezähmt und noch immer Guantanamo nicht geschlossen." Obama beendete die Folterpraxis der CIA, doch er ging nicht gegen die Folterer gerichtlich vor, sondern gegen Whistleblower, die Informationen über sie geliefert hatten. 2009 gewährte Obama allen Regierungsmitarbeitern, die am Folterprogramm beteiligt waren, juristische Immunität. 

Eindeutig auf der Haben-Seite stehen u.a. die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung ("Obama-Care") sowie eine (nicht immer eingehaltene) Politik der Nicht-Einmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten. Dass Israels vom Hass und elitärem Dominanzstreben der Ultra-Ordodoxen seines Landes gesteuerte und emotional beeinflusste Premierminister Benjamin Netanjahu äußerst unzufrieden über die Außenpolitik Obamas und insbesondere über das Atomabkommen mit dem Iran ist, zeigt: Obama hat vieles richtig gemacht mit seiner Strategie der De-Eskalation. Der US-amerikanische Schutz für das von allen Seiten umzingelte Israel sollte nicht infrage gestellt werden (was Obama auch zu keiner Zeit tat), darf jedoch nicht als Blanko-Scheck missbraucht werden, im Gaza-Streifen jegliches Menschenrecht außer Kraft zu setzen Darin liegt ein heikler Balance-Akt für Amerika, den Obama weitaus meisterte als sein als sein evangelikaler Vorgänger, der das Israel von heute mit einem Land aus dem Alten Testament verwechselte, deshalb nach Sharons Pfreife tanzte (und die Feinde Israels wie versprochen eliminierte). Man stelle sich dagegen vor, der "Wir-werden-einen-Kreuzzug-führen"-Präsident George W. Bush hätte sich der Ukraine-Krise stellen müssen. Diesem Gotteskrieger verdankt die Welt bereits einen komplett destabilisierten Nahen Osten, wodurch die Entstehung des IS erst möglich wurde. 

Bush zettelte unter dem Eindruck der Terroranschläge von 9/11 einen "monumentalen Kampf des Guten gegen das Böse" an, während dessen Verlauf sich immer mehr Menschen weltweit fragten, wo denn die Seite des Guten noch vertreten sei. Dass Obama unter dem Eindruck der Folgen dieser Hammer-Nagel-Politik1 seines Vorgängers, seinem Land eine geostrategische Zurückhaltung auferlegte, war mehr als nur nachvollziehbar - es war richtig. Wenn er von Hardlinern und sog. Falken nicht nur innerhalb der USA als "Taube" verlacht wird, spricht in Wahrheit nur für ihn - soweit er diese Haltung denn beibehielt.

Nun aber steht die Zeit des schrittweisen Abschieds Obamas von einem Lebensabschnitt al
s "quasimonarchischer Halbgott"an, wo man sogar die Entführung der eigenen Portugiesischen Wasserhunde befürchten muss (der Secret Service vereitelte dieses verwerfliche Unterfangen, Bo und Sunny sind weiterhin wohlauf, vgl. WELT, Jan. 2016): vergangene Woche hatte er Deutschland besucht, als US-Präsident wohl letztmalig.
Und nun glänzte er zum achten und letzten Mal als Festredner beim jährlichen Correspondents' Dinner (WHCD) im Weißen Haus. F. Stephan (Die Zeit) nennt seine Reden bei der traditionsreichen Gala in Washington "mit großer Wahrscheinlichkeit die acht besten, die an dieser Stelle überhaupt jemals zu hören waren".
Obama spiele im informellen Rahmen dieser Veranstaltung sein rhetorisches Talent, sein Gespür für Timing, seine Selbstironie und seine Popkulturkenntnisse aus: Sogar die Red Wedding kennt er:
Er begrüßt zwei republikanische Senatoren, um dann zu rufen: "Security, versperrt die Ausgänge, Richter Merrick Garland, kommen sie her, wir machen das jetzt sofort." Und dann: "Das wird wie die Rote Hochzeit."
Hmm, ob er als POTUS die Zeit für ein Binge Viewing aller bisherigen Game-of-Thrones-Folgen gefunden hat? Oder nur für den betreffenden Filmausschnitt?

In seiner diesjährigen Rede nimmt er so ziemlich die gesamte politische Prominenz der USA aufs Korn:

  • am meisten aber sich selbst - als ein ergrauender Mann, der auch nachts um drei hellwach ist, weil er dann zwingend zur Toilette muss.
  • "Letztens ist jemand im Weißen Haus über den Zaun geklettert. Aber ich muss dem Secret Service meinen Respekt zollen: Sie haben Michelle schnell wieder zurückgebracht."
  • "Nächstes Jahr um diese Zeit wird jemand anderes hier stehen und es ist immer noch offen, wer sie sein wird."
Natürlich kam Obama auch auf "einen kontroversen Milliardär aus New York"  zu sprechen, welcher gerade den republikanischen Nominierungsprozess dominiert. "The Donald" war recht lange nicht von ihm erwähnt werden, und nun wechselt der Präsident schon zum ernsteren Schlussteil?
"Just kidding!" Es sei doch klar, er müsse noch über Trump reden. 

  • "Wir haben einen Raum voller Reporter! Prominente! Kameras! Und er sagt nein!" Sei das Correspondents' Dinner etwa "zu kitschig" für Trump? "Was macht er nur stattdessen? Isst er ein Trump-Steak? Twittert er Beleidigungen gegen Angela Merkel? Was macht er nur?"

Jedenfalls fehle es Trump keneswegs an außenpolitischer Erfahrung, über die Jahre habe er viele Führungspersönlichkeiten aus aller Welt getroffen:" Miss Sweden,… Miss Argentinia,… Miss Azerbaijan!" Anhaltendes Gelächter im Saal, die "Miss Universe Organization" zählt zu Trumps Geschäftsbeteiligungen.
Ausgesprochen  wertvoll könne Donalds Erfahrung auch sein, "wenn es darum geht, Guantanamo zu schließen. Denn Trump weiß das eine oder andere darüber, wie man Grundstücke am Wasser herunterwirtschaftet."


Beachtet man nur ein wenig die ernsteren Zwischentöne, so wird ebenfalls deutlichObama macht die US-Medien mitverantwortlich für Trumps Erfolg
  • "Ich will nicht zu viel Zeit mit 'The Donald' verbringen. Ich mache es wie ihr und halte mich zurück. Denn ich finde, dass er von Anfang an genau das richtige Ausmaß an Berichterstattung bekommen hat. Ich hoffe, ihr seid alle stolz auf euch. Der Kerl wollte seine Hotels bekannter machen und nun hoffen wir, dass Cleveland bis Juli durchhält." (In Cleveland findet im Juni 2016 der Nominierungs-Parteitag der GOP statt)
Dies ist nicht das erste Mal, dass Obama die US-Medien für ihren Umgang mit Trump kritisiert; Im März kommentierte er die Berichterstattung: "Um diesen Job gut zu machen, reicht es nicht aus, jemandem nur ein Mikrofon hinzuhalten" und damit Plattform für Trumps "spaltende und vulgäre Rhetorik"bereitzustellen:

  • "Es widerspricht nicht eurer Objektivität, wenn ihr Fakten einfordert!"

President Obama Speaks at the White House Correspondents’ Association Dinner   



Zugegeben, bislang hatte ich zu wenig von Obamas Reden gehört, um sein sympathisches Talent als Comedian zur Kenntnis zu nehmen. (Naja, das ist halt mein eigenes Versäumnis, denn nicht nur im Vorjahr hatte er mit seiner WHCD-Rede ebenfalls brilliert: Etwa an de Adresse von Hillary Clinton:
"For many Americans, this is still a time of deep uncertainty. For example, I have one friend -- just a few weeks ago, she was making millions of dollars a year. And she's now living out of a van in Iowa."
Oder in Richtung der Leute, die ihn immer noch für einen Muslim halten: "Being President is never easy. I still have to fix a broken immigration system, issue veto threats, negotiate with Iran - all while finding time to pray five times a day.")


Ob in gut neun Monaten nun entweder eine dröge Lobbyistin des Investment Bankings seine Nachfolge antritt oder eine von politischer Erfahrung gänzlich freie Witzfigur mit orangefarbenem Haarteil, der anstelle von inhaltlicher Substanz mit der Beleidigung von Behinderten und Muslimen 'glänzt' - ich schätze, der charismatische und durchaus integre Barack Obama wird von vielen vermisst werden. Ob man in politischen Entscheidungen übereinstimmt oder nicht - es zeichnet Obama aus, dass er sich in acht Jahren keinen einzigen persönlichen Skandal zuschulden kommen ließ.
Da war weder eine Lewinsky-Affäre samt präsidialer Lüge noch horrender Ausweis von Unfähigkeit, weswegen sogar der Präsidenten-Papa glaubt die Schuld auf die Berater seines Sohnes schieben zu müssen. Etwaigen Apologeten der Präsidentschaften von Bush jun. seien 50 'beste' Zitate von George W. Bush vorgehalten. Mein Favorit, auch wenn er nicht zum Lachen verleitet: "Kein Präsident hat jemals soviel für die Menschenrechte getan wie ich!"

Gleich nach Obama betrat Larry Wilmore die Bühne, der bei Comedy Central die Sendung "The Nightly Show" moderiert - und setzte in Sachen Medienkritik noch eins drauf:
Seine Schmährede fällt so beißend aus, "dass während seiner Rede Buh-Rufe zu hören sind und der schwarze CNN-Moderator Don Lemon eine Attacke Wilmores mit dem ausgestreckten Mittelfinger quittiert" (vgl. SZ)

  • Obamas Treffen mit dem Basketballstar Steph Curry kommentierte er mit den Worten "Das war cool. Und es ergibt auch viel Sinn: Ihr mögt es beide, aus einiger Entfernung Bomben regnen zu lassen." (Von Basketball habe ich keinen Schimmer, aber Curry versteht sich wohl auf Distanzwürfe. Während seiner Rede beim WHCD 2011 waren zwei Hubschrauber mit US-Elitesoldaten auf dem Weg nach Pakistan, um Bin Laden zu fassen oder zu töten. Selbst Kritiker mussten zugeben: Dieser Auftritt war nicht nur "cool", er zeigte die Nervenstärke des Präsidenten.)
  • Noch weniger Begeisterung dürfte ein weiterer Bezug zu den jüngsten Nachrichten nach sich gezogen haben: über sein Publikum: "Ich bin wirklich beeindruckt von den Leuten in diesem Raum. So viele reiche, mächtige Menschen. Es ist wirklich nett, endlich die Namen mit den Gesichtern aus den Panama Papers zusammenzubringen."
Im direkten Vergleich mit TV-Satiriker Larry Wilmore schnitt Barack Obama jedenfalls um Längen besser ab; für meinen Geschmack hat es nichts mit Humor zu tun, wenn man an den ersten (und hoffentlich nicht den letzten) schwarzen US-Präsidenten Worte richtet wie: 
"Yo, Barry, du hast es geschaffen, mein Nigger. Du hast es geschafft." 
Das ist nicht lustig, sondern kommt rüber als beleidigende Provokation ...und dürfte im Nachgang der Veranstaltung für einige Aufregung gesorgt haben.
Dabei meinte Wilmore exakt das Gegenteil , denn gleich zuvor resümierte er mit einigem Pathos: "Und heute kann ein schwarzer Mann der Anführer der gesamten freien Welt sein".

Siehe auch:

Anmerkungen

  1. "Wenn Dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, wirst Du jedes Problem als Nagel betrachten." (Mark Twain)
  2. So schnelles und verärgertes Feedback habe ich noch nie erhalten - Grund: Ich hatte den Vornamen des US-Präsidenten falsch burchtabiert, und das gleich mehrfach. Nein, war keine Absicht. Und ist nun korrigiert. Sorry.

Samstag, 12. März 2016

Piercing: "Habe meiner Tochter Magneten an Bauch gehalten"

Den Unternehmer Prof. Henning Zoz kenne ich nicht näher, nur das wenige, das derzeit durch Medien und Netz geistert. 2011 war Zoz als "Manager des Jahres 2011“ für Südwestfalen ausgezeichnet worden, er gilt als innovativ - und bezeichnet sich selbst als "unkonventionell".

Viele stören sich daran, dass Zoz für Mitarbeiter und Besucher von Info-Veranstaltungen einen expliziten Dresscode verhängt:

"Wir richten uns nicht an Menschen mit bunten Haaren, Blech im Gesicht und jene, die die Füße nicht heben und die Hose kaum auf den Hüften halten können und/oder eines ordentlichen Sprachgebrauches kaum mächtig sind."
Derlei Vorgaben muss man nicht mögen, doch sie sind nicht rechtswidrig. Wer das Hausrecht innehat. darf sich seine Gäste und Besucher halt aussuchen. Diskriminierung? Schwierig, solange nicht nach 'Rasse', Hautfarbe oder Überzeugungen selektiert wird.

Was der Herr Professor indessen seiner Tochter angetan hat, empfinde ich als weitaus größeren Anlass zur Entrüstung:

Voller Stolz erzählt Zoz in einem mit der WELT geführten Interview (9.3.16):
"Das kann ich Ihnen sagen, meine minderjährige Tochter hat sich mal ein Bauchnabelpiercing machen lassen, als ich gerade auf Reisen war. Ich habe die Reise vorzeitig abgebrochen und ihr zur Begrüßung einen großen Magneten an den Bauch gehalten. Da war das Gejammer groß. Aber das Piercing kam weg." 
Mir ist - mangels einer Erfahrung im Umgang mit Piercings - nicht ganz klar, welche Auswirkungen dies hatte. Doch stellt dieser Vorgang zumindest eine versuchte Körperverletzung dar - dafür darf man sich heute feiern lassen? 

Verdrehte Welt