Mittwoch, 7. Oktober 2015

Was soll dieser Javascript-Zwang?

Wie viele mäßig vorsichtige Internet-User habe ich Javascript im Browser standardmäßig deaktiviert: Tools wie Noscript gestatten jedoch eine individuelle Einstellung für jene Webseiten, denen man vertraut.

Mit dieser Vermeidung von Sicherheitslücken nimmt man in Kauf, dass manche visuelle Elemente nicht angezeigt und bestimmte Funktionen nicht genutzt werden können. 
Doch viele Content-Anbieter leiden an einer 'Zwangsstörung': inzwischen gehen immer mehr Seitenbetreiber dazu über, ihren Besuchern ein Alles-Oder-Nichts-Prinzip aufzuwingen. Hierzu wird der Text (für dessen Anzeige nur in den seltensten Fällen Javascript aktiviert sein müsste) mit hässlichen roten Balken o.ä. unleserlich gemacht - bis auf den freundlichen Hinweis 
"...ist für die Nutzung mit JavaScript ausgelegt. Bitte aktivieren Sie JavaScript in Ihrem Browser!
Auf der MoPo-Webpräsenz wird dieser Zwang besonders auffällig visualisiert: der Text im Hintergrund verschwindet nicht vollständig, sondern verschwimmt bis zur Unkenntlichkeit. Klar, wer überhaupt noch unentgeltlich Beiträge ins Netz stellt, will natürlich nicht, dass etwaige Werbung und/oder Datensammlungen für Statistiken unterbunden werden.
Schon im Jahr 2001 hatten Datenschützer den  Zwang zu Cookies, Javascript und ActiveX kritisiert (Heise.de). Die Deutsche Vereinigung für Datenschutz eine Schwarze Liste von Webseiten führen, welche das Akzeptieren 'aktiven Inhalten' verlangen. 

In der Praxis müssen User sich häufig entscheiden: Verzichten sie auf den Besuch der betreffenden Homepage, oder schalten sie das ungeliebte JavaScript  ein - obwohl es zum Lesen von Textbeiträgen etc. im Grunde überflüssig und zudem ein Einfallstor für sog. 'Day-0 Exploits' und sonstige Malware ist.

"Eine Umfrage mit Javascript-Zwang ist eine Umfrage mit deutlich weniger Antworten."

Wie so oft unterschätzen Verbraucher auch in diesem Kontext ihre 'Macht': Würde eine ansehnliche Mehrheit von Internetnutzern sich dem riskanten Klicki Bunti -Schrott samt Zappelgifs verweigern, wären die Anbieter wohl benutzerfreundlicheren Konzepten gezwungen. Doch leider siegt auch hier meist die Bequemlichkeit. Zudem kann man ohne Javascript den Zugang zu Portalen wie Facebook komplett vergessen (vermute ich mal) ...aber in deren Nutzung erweist sich heutzutage offenbar das Menschsein schlechthin...

Naja, das muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden ... ein Javascript-Zwang ist für mich fast immer ein guter Anlass zum Verlassen der Seite. Kann und will ich denn ganz ohne MoPo und Fbook leben? Öhm..., ja.

Bei Google wird's schon schwieriger, denn andere Suchmaschinen zeigen meist auf den ersten 5 -10 Seiten exakt das an, was ich nicht gesucht habe. Immerhin lässt sich die Google-Suchfunktion auch mit deaktiviertem Javascript nutzen, wenn auch nicht ganz so komfortabel; Auto-Vervollständigung und Anzeige von Ergebnissen noch beim Eintippen geht dann nicht.