Sonntag, 26. Januar 2014

Doku: Ende der Menschheit in weniger als 100 Jahren?

Nichts besseres zu tun? Diese Frage bekommt man zwangsläufig gestellt, wenn man die Frage diskutiert, ob wir in 100 Jahren noch da sind. Meiner Meinung nach kommt es darauf an, wie man sich mit einem möglicherweise drohenden Ende der menschlichen Spezies auseinandersetzt - mit Schwarzmalerei und düsteren Prophezeiungen oder mit konkreten Fakten, begründeten Analysen und realistischen Handlungsalternativen...

Ich gehe mal davon aus, diese ARTE-Dokumentation entstand bereits 2012 - im Zuge des allgemeinen Hypes wegen verschiedener Vorhersagen, denen eines gemeinsam war: am 21.12.2012 sollte 'die Welt untergehen'. Nachdem dieses Datum weitgehend ereignislos verstrichen ist, gibt es dazu eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Außer vielleicht: wir sollten uns an diese nutzlose, wenngleich für Buchautoren und Medien profitable Hysterie erinnern...falls wieder einmal eine Horde selbsternannter Experten behaupten sollte, an einem bestimmten Tag werde alles zuende gehen.

"Nature always wins"
Interessanter und der Realität weitaus näher sind Betrachtungen, inwieweit eine Natur- oder kosmische Katastrophe oder eine von Menschen verursachte Ereigniskette die Erde zerstören oder unbewohnbar machen könnte. Gammastrahlenblitze ('GRBs') aus dem Weltall, 'wandernde Schwarze Löcher' oder ein aus seiner bisherigen Bahn geschleuderter Asteroid sind allgegenwärtige Gefahren - die uns aber nicht mehr oder weniger bedrohen als vor 10.000 Jahren.

Einen recht hohen Bekanntheitsgrad erlangte "(99942) Apophis" ist ein erdnaher Asteroid mit ca. 300 m Durchmesser, der 2004 am Kitt-Peak-Nationalobservatorium entdeckt wurde. Beobachtungen über wenige Monate zeigten, dass Apophis der Erde am 13. April 2029 sehr nahe kommen wird. Nach aktuellen Berechnungen ist die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes mit der Erde für 2036 von 1 zu 45.000 auf 4 zu 1 Million (1:250.000) korrigiert worden. 
Unberechenbarer sind Kometen mit möglichem Kurs auf die Erde - sie sind viel schwerer auszumachen. Detaillierte Angaben über die absehbaren Auswirkungen eines Einschlags in Abhängigkeit von der Größe des mit mit der Erde kollidierenden Objektes macht die Abhandlung "Impakt - Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen eines Einschlags eines Asteroiden" auf lexikon.astronomie.info. Der Einschlag des Kometen P/Shoemaker-Lewy 9 auf Jupiter habe gezeigt, dass solche Ereignisse auch in der Gegenwart in unserem Sonnensystem noch vorkommen, weshalb ein solches Endzeitszenario keineswegs nur "Grusel-Sciencefiction" darstelle.

Weitaus riskanter für jegliches Leben auf der Erde sind Supervulkane, der Toba-Ausbruch vor 75.000 Jahren hätte beinahe die Auslöschung der menschlichen Spezies verursacht. Da wir mit Eruptionen dieser Größenordnung keinerlei Erfahrung haben, stoßen genaue Vorhersagen bevorstehender Ausbrüche an ihre Grenzen - zudem könnten wir buchstäblich nichts dagegen unternehmen. 
Könnten wir Bunker bauen und Nahrungsvorräte für 10 Jahre anlegen? Vielleicht...doch kaum für 7 Milliarden Menschen...

Auf Platz 7 der 'Hitliste' existenzieller Bedrohungen wurde ein Angriff von außerirdischen Intelligenzen auf die Erde verwiesen. Inzwischen scheint festzustehen, dass im All eine große Anzahl erdähnlicher Planeten existieren - es ist kaum wahrscheinlich, dass sich auf keinem von ihnen Leben entwickeln konnte. Ob daraus jedoch eine Bedrohung für irdische Lebewesen erwachsen könnte, lässt sich gegenwärtig noch nicht einschätzen.

Platz 6 - eine globale Virus-Pandemie - erscheint schon viel naheliegender. Durch die modernen Verkehrs- und Transportwege würde ein leicht übertragbarer Erreger sich weitaus schneller verbreiten würde als z.B. bei der Grippeepidemie um 1920.

Potenzial zur Selbstzerstörung
Die zweiteilige Dokumentation macht deutlich: die Risiken unseres eigenen Handelns wiegen weitaus schwerer als potenzielle natürliche Bedrohungen oder Alienangriffe:
"Die Hypothese, dass sich die Menschheit noch in diesem Jahrhundert selbst auslöscht, ist nicht von der Hand zu weisen."
Auf Platz 5 stehen "riskante Experimente", deren Folgen unkalkulierbar sind. Der Trinity-Test vom 16.Juli 1945 war die erste jemals durchgeführte Kernwaffenexplosion im Rahmen des Manhattan-Projekts der USA. Mir war neu, dass sich die damals beteiligten Wissenschaftler nicht sicher waren, ob dieser Kernwaffentest womöglich die gesamte Menschheit auslöschen würde. Heute wissen wir, dass diese Gefahr nicht bestand - doch es ist erschreckend, dass dieses Risiko in Kauf genommen wurde.
Gegenwärtig werden weitreichende Experimente in riesigen Teilchenbeschleunigern durchgeführt...sind etwaige Risiken diesmal kalkulierbar...?

Platz 4, eine globale Klimakatastrophe, ist womöglich schon im Gange: Dass sich Extremereignisse im Wettergeschehen in letzter Zeit häufen, lässt sich mit Hilfe mathematischer Modelle auf den allgemeinen Erwärmungstrend zurückführen. Zudem befürchten Klimaforscher, ein 'Point of No Return' sei bereits überschritten worden - ein Umkipppunkt, ab dem eine fortschreitende Erwärmung des Weltklimas nicht mehr aufgehalten werden kann.



Entwicklung der globalen 
Durchschnittstemperatur während der letzten 2000 Jahre

Die Autoren gehen davon aus, dass der Mensch nicht in der Lage ist, die Erde durch selbst verursachte klimatische Veränderungen unbewohnbar zu machen - doch in dieser Frage existieren weit pessimistischere Expertenmeinungen.

Für noch riskanter halten die Autoren dieses Films einen 3. Weltkrieg ("Doomsday War"), etwa eine durch Nuklearwaffen verursachte Apokalypse (Platz 3) oder die Auswirkungen von Nanotechnik-Waffen. Auch wenn die Kernwaffenarsenale der Atommächte heute kleiner sind als im Kalten Krieg, reicht ein Blick auf die wachsende Rohstoffknappheit weltweit aus, um zukünftige Konflikte für wahrscheinlich zu erachten.

Platz 2 wird von den Gefahren besetzt, die durch künstliche Intelligenzen der Zukunft entstehen bzw. zunehmen könnte. Schon jetzt sind wir weitgehend abhängig von Robotern und Computern - doch könnte sich wirklich eine 'Superintelligenz' wie im Film Terminator verselbständigen, gegen ihre Erbauer wenden und durch Vernetzung mit dem Internet die gesamte Menschheit bedrohen...?

Auf Platz 1 stehen biologische Waffen und deren beabsichtigte oder versehentliche Freisetzung. Schon heute würden die weltweit verfügbaren Mengen an Biokampfstoffen ausreichen, um die gesamte Menschheit auszurotten. Was im Forschungsbereich 'synthetische Biologie' bereits an antibiotika-resistenten Viren und Bakterien hergestellt wurde, entzieht sich weitgehend dem Blick der Öffentlichkeit. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis derart virulente Biowaffen in die Hände von Terroristen fallen...?

Hm, in meiner persönlicher Anschauung gelange ich zu einer anderen Anschauung, was die Reihenfolge dieser Bedrohungsszenarien betrifft: es gibt 10 aktive Supervulkane auf der Erde...und die klimatischen Veränderungen sind eine Tatsache, keine theoretische Gefahr (nur die Auswirkungen kennen wir noch nicht). Deshalb betrachte ich diese beiden Risiken als weitaus bedrohlicher im Vergleich zu den übrigen Szenarien, welche die Dokumentation betrachtet.

Sonntag, 19. Januar 2014

Göbekli Tepe - die verschwundene Zivilisation

Der Göbekli Tepe ("Bauchnabel-Hügel") ist ein prähistorischer Fundort auf einem langgestreckten, 750 Meter hohen Bergzug 15 Kilometer nordöstlich der südostanatolischen Stadt Şanlıurfa. Es handelt sich um einen durch wiederholte Besiedlung entstandenen Hügel (Tell) mit einer Höhe von 15 Metern und einem Durchmesser von rund 300 Metern. Er wird seit Mitte der 1990er Jahre als Langzeitprojekt des Deutschen Archäologischen Instituts ausgegraben. Bei diesen Arbeiten wurden bisher etwa 1,5 % des Areals komplett freigelegt, eine vollständige Ausgrabung ist nicht geplant.

Der nachfolgende Film befasst sich mit Göbekli Tepe und den dortigen Ausgrabungen. Die bislang freigelegten Tempelanlagen sollen nach Ausweis von Radiokohlenstoffdatierungen bis zu 11.500 Jahre alt sein, also ca. 7000 Jahre älter als die ägyptischen Pyramiden. In dieser Zeit befanden 'wir' uns eigentlich noch in der Steinzeit.
Die Erbauer der Tempel betrieben noch keine Landwirtschaft; sie waren Jäger und Sammler, die allerdings kein Nomadenleben mehr führten, sondern die Vorteile sesshafter Gemeinschaften erkannt hatten.
Unklar sei, woher die Erbauer das notwendige Ingenieurswissen hatten...bis zu 20 Tonnen schwere Monolithen wurden aus einem benachbarten Steinbruch auf den Hügel transportiert und aufwendig bearbeitet.
"Für die Errichtung solch großer Anlagen bedurfte es, neben der enorm großen Personenzahl für den Kraftakt des Transportes, auch vielfältiger logistischer Fähigkeiten. Wasser, Lebensmittel, Holz, Seile, Werkzeug, usw. musste alles arbeitsteilig von Hand zum Heiligtum getragen werden. Insgesamt waren Sozialstrukturen notwendig welche zu so einem frühen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte nicht vermutet wurden. Damit schufen die Steinmetze von Göbekli Tepe die ältesten Tempel der Menschheit." (A. Götz auf seiner Homepage über Göbekli Tepe)
Der Knackpunkt dabei: Steinzeitliche Jäger und Sammler waren gezwungen, ihre gesamte Zeit für die Nahrungsbeschaffung aufzuwenden. Erst die Einführung der Landwirtschaft, also Ackerbau und Viehzucht, ermöglichten eine Spezialisierung und verschaffte einem Teil einer größeren Gemeinschaft die Zeit, sich mit 'Sonderaufgaben' zu befassen. Dazu zählten beispielsweise die Einführung eines Totenkults und über Generationen hinweg einer Religion, welche erst zur Erbauung von Tempeln motivierte.

Göbekli Tepe könnte Hinweise dafür liefern, dass Religion vor der Landwirtschaft entstand und im Zuge der Spezialisierung (von Priestern, Schamanen o.ä.) den Auslöser darstellte, um Nahrungsmittel zu produzieren und diese Produktion zu managen.
Manche Dokumentation ist mit Vorsicht zu genießen, sofern sie die wissenschaftliche Forschung mit Schlussfolgerungen vermischt, welche aus den gewonnenen Erkenntnissen nicht zwingend abgeleitet werden können. Dies trifft m.E. auch auf diesen Film zu, wo er die verallgemeinernde Aussage trifft: Religion bzw. Totenkult habe sich zuerst entwickelt; sie bedingte die anschließende landwirtschaftliche Revolution.


geplant.