Freitag, 22. November 2013

Physik in der Sackgasse?

"Irgendetwas stimmt nicht mit unserem Grundverständnis des Kosmos: Die fundamentalen Theorien der Physik, Quantenphysik und Kosmologie, passen nicht zusammen."
Vielleicht seien wir Menschen ja an der Grenze dessen angelangt, was wir verstehen können. Glaube ich nicht...aber vielleicht verkraften wir das rasend schnelle Tempo nicht mehr, das Forschung und technologische Entwicklung in den vergangenen Jahren vorgelegt haben?

Und - nochmal vielleicht - haben wir uns selbst mit ideologischen Scheuklappen ausgestattet, welche die Naturwissenschaften in der entscheidenden Richtung begrenzen...
Die Naturwissenschaft kann sich über Fortschritte und Mangel an neuen technologisch ausgefeilten Instrumentarien wahrlich nicht beklagen - vielmehr sind es die Geisteswisseenschaften, welche wie gelähmt erscheinen und sich wenig weiter entwickeln (was angesichts der ungleichgewichtigen Verteilung von Forschungsgeldern und Sponsoring kein Wunder ist).
'Früher' bestand eine gewisse Balance zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, doch zwischenzeitlich hat die Menschheit wegweisende Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts noch lange nicht verarbeitet. Eine (Be-) Deutung steht noch aus. Die Quantenmechanik mit ihren kuriosen Feststellungen (etwa dass der Beobachter sein Experiment nicht zwangsläufig beobachten kann, ohne es zu verändern) sei hier als wesentliches Beispiel genannt.
"Wer heute Millionen an den Geisteswissenschaften spart, muss morgen Milliarden für die Sanierung der Gesellschaft zahlen", lautet ein umstrittener Meinungsbeitrag der Heidelberger Professoren Tonio Hölscher und Michael Ursinus. Doch wer sollte sich über die Fokussierung aufs Materielle wundern? Wissenschaften sind ein Produkt der menschlichen Kultur - und die hat nun mal den Verwertungsaspekt auch in der wissenschaftlichen Forschung als oberste Priorität gewählt.

Seitdem die Naturwissenschaften sich vornehmlich die elementaren Fragen von Leben und Materie sowie Zeit und Raum fokussieren, berührt sie Bereiche, in denen die Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Philosophie kaum mehr zu trennen sind. 

Dass diese Problematik in manchen Kreisen längst erkannt wurde, gibt Anlass zur Hoffnung. Vermehrt werden Forschungsbemühungen interdisziplinären Zuschnitts angestrengt - mit dem Ziel, Schnittstellen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften zu etablieren bzw. zu stärken:
"Für eine Gesellschaft ist es von grundlegender Bedeutung, kulturell relevantes Wissen zu erkennen und darüber einen Konsens herzustellen. 
Was folgt aus der Entschlüsselung des genetischen Erbguts und wie verhält es sich zum kulturellen Erbe? Welche Folgen hat die Reproduktionsmedizin für Familienstrukturen, Generations- und Geschlechterverhältnisse?" 
So vermag die Biologie die Frage "Was ist der Mensch?" nicht umfassend zu beantworten. Sie kann seine Bausteine, Prozesse und deren Zusammenwirken erklären, mehr jedoch nicht. Die Fragestellung nach dem Wesen des Menschen ist eine zentrale Grundfrage unserer Kultur, von deren Beantwortung die Art des künftigen Umfeldes eines jeden Menschen maßgeblich abhängt.
Offensichtlich besteht der Mensch zu einem hohen Anteil aus 'Geist', der sich mittels Definitionen und kausal wirksamer Modelle nicht vollständig erfassen lässt.

Folglich sind die Naturwissenschaftler auf ihre Kollegen der mitunter belächelten geisteswissenschaftlichen Fakultäten nach wie vor angewiesen (und umgekehrt), denn die gesuchten Antworten werden sich nur durch gemeinsame, interdisziplinäre Bemühungen finden und in Bezug auf ihren Bedeutungsgehalt für die Menschheit konkretisieren lassen.

Dass dieser Aspekt in einer Sendung über den vermeintlichen 'Kollaps der Physik' außen vor bleibt, ist bedauerlich.

Physik vor dem Kollaps?

 

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