Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die Annunaki haben es in den STERN geschafft...

Als Garant für den Weltuntergang ungeeignet

Bisher, so war jedenfalls mein Eindruck, beschränkte sich die etablierte Presse auf die Szenarien für den 21.12.12, die zumindest einen realen Kern haben. Doch das Quotenkarussell muss sich weiterdrehen - mit den bekannten Gruselstories geht das bis morgen um 23:59h.


Florian Freistetter, den ich bislang durch seine Bücher und seinen Wissenschaftsblog kannte, hat im STERN einen Artikel "Fakten zum Maya-Kalender: Die mysteriösen Weltuntergangsszenarien der Esoteriker" verfasst.

"Kein Wissenschaftler glaubt an die Interpretation des Maya-Kalenders, nach der noch diesen Monat die Welt untergehen soll. Doch für Esoteriker bleibt der 21.12.2012 ein besonderes Datum. Wahlweise rauscht dann Planet X in die Erde, wir alle ziehen in eine andere Dimension um – oder die Annunaki kommen".
In seiner Darstellung mutieren die Erwartungen und Ängste in Bezug auf kommenden Freitag zu einer Angelegenheit verschiedener Esoteriker-Fraktionen ('Pessimisten und Optimisten'). Tatsächlich scheint sich der gesamte, ach so aufgeklärte Westen in drei Lager geteilt zu haben: jene, die genau zu wissen glauben, was zur diesjährigen Wintersonnenwende passiert - und die Gruppe derer, die mit Sicherheit angeben kann, was alles nicht geschehen wird.
Und dann ist da noch der gleichgültige Rest, den das Thema absolut nicht tangiert (was aber kein Hindernis darstellt, sich an diesem Freitag auf einer der vielen Weltuntergangspartys einzufinden und ordentlich einen zu nehmen...

Wäre es für die Untergangsgläubigen nicht klüger gewesen, sich auf ein konkretes Szenario 
zu einigen (z.B. Sonnenstürme, deren Existenz und Bedrohlichkeit sind unbestreitbar)? Schwer zu sagen: dies hätte zwar die Glaubwürdigkeit insgesamt beträchtlich erhöht, aber die Möglichkeit genommen, schnell noch eine eigene und möglichst profitable 'Theorie' zum 21. Dezember 2012 aufzustellen. 
Der bekannte Ufo-„Forscher“ Erich von Däniken glaubt zum Beispiel, dass Außerirdische zur Erde zurückkehren werden – allerdings hält er sich die Möglichkeit von Berechnungsfehlern offen: die Umrechnung des Mayakalenders auf den heute verwendeten Kalender enthalte eine Genauigkeitslücke von 20-25 Jahren.

Wie in seinen Blogartikeln präsentiert Freistetter auch im Stern die skurrilsten Vorstellungen für den 21.12., auf meiner persönlichen Top-Ten-Liste rangiert neben dem kollektiven "Aufstieg in die 5. Dimension" (dank unserer Schwarmintelligenz oder weil die Aliens so hilfsbereit sind) die Abhandlung über Nibiru, die er auf der Webseite raumbrueder.de entdeckt hat:

"Er soll allerdings kein Planet sein, sondern ein Brauner Zwerg. Einer seiner Monde wird nach Meinung des Seitenbetreibers von den Anunnaki bevölkert. Die Anunnaki '(...) sind eine humanoide Art (Mensch-Reptil-Hybriden) mit unterschiedlichem Aussehen. Sie sehen uns Erdenmenschen teilweise sehr ähnlich. Haarfarbe: blond bis schwarz, auch rot. Größe der Männer: 2 – 2,20 Meter; Frauen: 1,80 – 2,20 Meter. Sie kommen aus dem Aldebaran System im Sternbild Stier. Ihre Nachfahren sind in den Plejaden gesiedelt.' "
Die Prä-Astronautik-These an sich halte ich zwar in Teilen für diskussionswürdig, denn die neolithische Revolution ist m.E. zu vielfältig in ihren Errungenschaften, als dass sie sich allein durch eine günstige Klimaveränderung (nicht nur in der Agrarwirtschaft, sondern auch in Bezug auf Astronomie, Schulsystem, Schrift, politisches System etc.) erklären ließe.
Es ist nun einmal eine Tatsache, dass weltweit etliche alte Kulturen in Mythen von 'göttlichen Lehrmeistern' berichten. Diese hätten vor Jahrtausenden die meist auf jungsteinzeitlichem Niveau lebenden Erdlinge besucht und seien dann zu ihren Heimatsternen zurückgekehrt.

Andererseits fragte ich mich (für einige Sekunden), wie groß der technische Aufwand wohl sei, damit am Ende so ein Kurzfilm dabei herauskommt:

Dann fiel mein Blick auf die entscheidende Zeile der Erklärungstafel: 
"The One-Horned Human is designed as a virtual fossil discovery from 2942 AD..."
Also ein Kunstgegenstand, vielleicht eine Art futuristische Körperwelten-Variante?Warum aber landet das Video dann in einem Artikel über frühe außerirdische Besucher auf der Erde? Ein simples Versehen - oder der Versuch, die eigene Leserschaft zu beeindrucken?]
Mit der Anunnaki-These, wie sie ursprünglich von dem "selbsternannten Sumerer-Experten Zecharia Sitchin" aufgestellt wurde, hat dieses Video (wie auch andere auf der Raumbrüder-Seite zusammengestellte Relikte) jedenfalls nichts zu tun. 
  • Die Annunaki sind 'eigentlich' die Unterwelt-Götter in der mesopotamischen Mythologie, welche den Göttern des Himmels (Igigi) gegenübergestellt werden. Im Enūma elisch müssen die Igigi für die Annunaki arbeiten, bis sie dagegen rebellieren.  
  • Die Anunna stellen in der sumerischen Religion den göttlichen Ältestenrat dar. Sie werden mit den Annunaki gleichgesetzt.
Sitchin, ein amerikanischer Bestsellerautor, entwickelte aus der Übersetzung von sumerischen Keilschrift-Texten dagegen die Theorie, dass vor 432.000 Jahren die von Nibiru stammenden Anunnaki die Erde kolonisiert und den Menschen durch genetische Manipulation von Primaten als Arbeitssklaven erschaffen hätten. Der Mensch ('Adamu') habe im Auftrag der Außerirdischen vor allem Arbeiten in Gold- und Uranbergwerken verrichten müssen. 

Die Außerirdischen hätten sich mit menschlichen Frauen vermischt (vgl. auch 1 Mose 6,1-3) und vermehrt. Vor 13.000 Jahren schließlich hätte eine große Flut zahllose Menschen getötet, worauf es zu Kriegen zwischen den Menschen und den Außerirdischen gekommen sei. 


Sitchin wollte alten Schrifttafeln ferner entnommen haben, dass Nibiru von Außerirdischen bewohnt sei, die eines Tages die Menschheit auslöschen werden. Der Bezug zum 21.12.12 mag vor allem deshalb hergestellt worden sein.


Eine kritische, aber sachliche Stellungnahme zu Sitchins Thesen und z.T. auch Dänikens findet sich bei der GWUP: "Fehler und Fehlinterpretationen Zecharia Sitchins".


Verallgemeinernd ist anhand dieser Kritik festzustellen, dass präastronautische Thesen zwar plausibel klingen, anderseits aber wohl gänzlich unbewiesen sind. Zumindest in Bezug auf Sitchins Ausführungen lässt sich dies mit einiger Sicherheit sagen.

Ausgerechnet auf Sitchins spekulative Annahmen lässt sich ein Weltuntergangsszenario für 2012 also nicht glaubhaft aufbauen.

Aber: 
"Dem Irrglauben wird niemand Herr werden."

Dienstag, 18. Dezember 2012

Luther gegen den Papst (Doku)

ARTE-Dokumentation über Martin Luther und seine Zeit

In gut 90 Minuten wird recht weit ausgeholt, anstatt allein die teilweise zu beobachtende Korruption innerhalb der katholischen Kirche als alleinige Ursache für die von Martin Luther letztlich ungewollt eingeleitete Kirchenspaltung darzustellen. Gut so, denn nur im Kontext eines in den autonomen Städten Italiens allmählich beginnenden Gesinnungswandels lässt sich die Resonanz auf Luthers Werk vollständig verstehen.

Freilich fand Luther eine Kirche vor, deren Leitung sich mit Händen, Füßen und Gewalt gegen dringend notwendige Reformen zur Wehr setzte, nachdem die innerkirchliche Erneuerungsbewegungen vorheriger Jahrhunderte zwar Erfolge vorzuweisen hatte, aber das Antlitz der Kirche insgesamt kaum hatte beeinflussen können.
                 

Siehe auch: 



Montag, 10. Dezember 2012

Sind Vergebung und Sühne käuflich?

Ein heikles Thema, aber eines, das m.E. nicht ignoriert werden sollte - insbesondere vor dem Hintergrund, wie sich der Staat Israel gegenwärtig positioniert.

Auf Zustimmung von der falschen Seite, d.h. von Nazis, Ignoranten und Antisemitisten, lege ich nicht den geringsten Wert. Doch in meinen Augen ist es ein gewichtiger Unterschied, ob ich mich als Deutscher meiner unbestreitbaren geschichtlichen Verantwortung stelle - oder ob ich mich fortgesetzt von einem Schuldkomplex vereinnahmen und instrumentalisieren lasse, welcher für Deutsche unangebracht ist, die nach 1945 geboren sind.

Das Luxemburger Abkommen von 1952
Am 10.9.1952 wurde das sog. Luxemburger Abkommen unterzeichnet - durch den israelischen Außenminister Mosche Scharett, den Präsidenten der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (die jüdische Opfer außerhalb Israels vertrat), Nachum Goldmann, und Bundeskanzler Konrad Adenauer: Zusätzlich zu den individuellen Entschädigungen für Holocaust-Überlebende wurden westdeutsche Zahlungen von drei Milliarden D-Mark an Israel sowie Kompensationen in Höhe von 450 Millionen D-Mark an die Claims Conference vereinbart. Die Leistungen erstreckten sich über einen Zeitraum von zwölf Jahren und bestanden vorwiegend aus deutschen Warenlieferungen und einer  Milliarde D-Mark war zur Finanzierung israelischer Erdölkäufe. 
Derweil lehnten Während die Sowjetunion und die DDR-Führung jegliche Verpflichtung gegenüber Israel mit dem Verweis auf die grundsätzliche Erfüllung des Potsdamer Abkommens durch Ostdeutschland ab.

Das Abkommen war sowohl in Israel als auch in Deutschland höchst umstritten. Der rechtskonservative israelische Oppositionsführer Menachem Begin lehnte das "Blutgeld" ab: Geld könne den millionenfachen Mord nicht sühnen. Vergebung sei nicht käuflich. In Deutschland durchgeführte Meinungsumfragen machten deutlich, dass damals nur 11 Prozent der Bundesbürger Reparationszahlungen an Israel befürworteten; 24 Prozent sahen sie als zu hoch an, 44 Prozent hielten sie für überflüssig.

Es darf angenommen werden, dass die individuellen Entschädigungen für Opfer bzw. Angehörigen von weitaus mehr Deutschen befürwortet wurden. Ein Grundgedanke der an Israel geleisteten Zahlungen und Lieferungen sah vor, dass Deutsche sich nicht dauerhaft an geraubtem jüdischen Eigentum bereichern dürften und zu materieller Entschädigung verpflichtet seien. 
Zudem bildete das Luxemburger Abkommen bildete einen wichtigen Schritt für die Herstellung internationalen Vertrauens in die Bundesrepublik; und es schuf wichtige Grundlagen für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. 
"Den deutschen Beitrag für die Entwicklung des jüdischen Staates während des ersten Jahrzehnts seiner Existenz wertete Nachum Goldmann, bis 1977 Präsident des Jüdischen Weltkongresses und einer der Architekten des Luxemburger Abkommens, Mitte der 70er-Jahre: "Ohne die deutschen Wiedergutmachungsleistungen, die in den ersten zehn Jahren nach der Gründung Israels einsetzten, besäße der Staat kaum über die Hälfte seiner heutigen Infrastruktur: alle Züge, alle Schiffe, alle Elektrizitätswerke sowie ein Großteil der Industrie sind deutschen Ursprungs." Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Es kann nicht bezweifelt werden, dass die moralische Verwantortung auf deutscher Seite wie auch die  Auseinandersetzung mit der Shoah niemals 'beendet' sein kann. Doch wie steht es mit materiellen deutschen Leistungen, die über eventuell bis heute ausstehende individuelle Entschädigungen hinausgehen? Und: Darf sich die deutsche Seite erneut schuldig machen, indem sie fortgesetzt durch militärische Unterstützung Israel mittelbar auch Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern zu verantworten hat?

Nicht nur in den 50er und 60er Jahren war Deutschland ein bedeutender Lieferant von militärischer Ausrüstung und Waffen nach Israel, bevor die Lieferung deutscher Panzer an Israel 1965 beendet wurde. Deutschland beliefert Israel weiterhin mit U-Booten der Delfin-Klasse; inzwischen besitzt Israel nun fünf in Deutschland gebaute U-Boote, auf denen auch Atomwaffen eingesetzt werden können. Die ersten drei Boote wurden mit 1,1 Milliarden D-Mark aus dem Bundesetat subventioniert.

Im Jahr 2010 berichtete die Süddeutsche, Israel plane, die 1952 mit Deutschland geschlossenen Wiedergutmachungsverträge nachzuverhandeln. Dabei ging es allerdings nicht um Waffenlieferungen, sondern um konkrete Leistungen an Holocaust-Überlebende. Während ich für derartige Forderungen Verständnis aufbringe, haftet gerade der militärischen Unterstützung Israels bis in die Gegenwart ein schaler Beigeschmack bei - während es eine "Wiedergutmachung" niemals geben kann und eine Aussöhnung  zwischen dem jüdischen und dem deutschen Volk auf geeigneteren Wegen erfolgen sollte.

Dienstag, 27. November 2012

Die verwunschene Welt des Wostok-Sees

ARTE-Doku
"Unter dem ewigen Eis der Antarktis verbirgt sich eine geheimnisvolle, völlig unberührte und kaum erforschte Welt: der Wostok-See. Forscherteams aus aller Welt wollen die Geheimnisse dieses riesigen Süßwassersees lüften, der seit Millionen von Jahren 4.000 Meter unter dem Eispanzer der Antarktis eingeschlossen ist. Wissenschaftler vermuten, dass sich im Biotop des Wostok-Sees eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt hat, völlig getrennt von den anderen Lebewesen der Erde."
Radaraufnahme des Wostoksees aus dem All.
Das Eis über dem See besitzt eine glatte Oberfläche

Im Jahr 1974 wurde mit Hilfe von Radarerkundungen fast vier Kilometer unter dem Eis der Ost-Antarktis ein riesiger Süßwassersee entdeckt. Der See ist einer der ältesten und saubersten Seen der Welt und anscheinend seit ungefähr 15 Millionen Jahren unberührt. 

Der Wostoksee ist der größte von mehr als 150 bisher bekannten subglazialen Seen, die sich unter dem Eisschild Antarktikas befinden. Der Süßwassersee liegt in einer Tiefe von 3.700 bis 4.100 Metern unter dem Eis und erstreckt sich von der russischen Wostok-Station fast 250 km nach Norden, ist 50 km breit und hat eine Wassertiefe von bis zu 1.200 m. 

Wie die Analyse eines Eisbohrkerns aus knapp 3600 Metern Tiefe (dicht über dem Lake Vostok) ergab, gibt es offenbar  Bakterien mit einem reduzierten, Spezialisierten Stoffwechsel. 

Laut neueren Presseberichten gelang es einem russischen Forscherteam im Februar 2012, mit einer Bohrtiefe von 3.768 Metern fast bis zum Wostok-See vorzudringen. Es fehlen anscheinend nur noch wenige Meter, um an die Oberfläche des bisher unberührten Sees zu gelangen. Nun soll eine Methode zur Erforschung des Sees gefunden werden, ohne diesen zu kontaminieren.
Denn unter Biologen gilt als durchaus denkbar, dass sich dort 'neue evolutionäre Linien'  etabliert haben könnten.  Auch der deutsche Polarforscher Heinz Miller glaubt, dass dort tatsächlich neue Arten gefunden werden können.

Teile der Wissenschaftsgemeinde setzen sich indessen dafür ein, das möglicherweise einzigartige Biotop als Weltnaturerbe auch zukünftig unangetastet zu lassen und für nachfolgende Generationen zu bewahren.

Völlig abstrus und nicht direkt eine 'unbekannte Lebensform': Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti sollen Hitlers Überreste 1945 dort begraben worden sein. Danach habe U-977 die Überreste des Diktators nach dessen Selbstmord zu einem geheimen Bunker der Nazis in der Nähe des Wostok-Sees überführt, um dort Klon-Experimente durchzuführen.   (Vgl. FOCUS online v. 8.2.2012)
Was tut man nicht alles für die Auflagenstärke, auch wenn Historiker von reinen Verschwörungstheorien sprechen...  (Jedenfalls wäre der See definitiv kontaminiert, falls dieser alte Nazi-Mythos vom 'Neuen Schwabenland' sich als zutreffend erwiese.)









"Antarktis Das Eis lebt!"

Noch ein Schmankerl für die 'Sensations-Süchtigen' unter uns:
Dass die Südpol-Region 'echte' Überraschungen zu bieten hat - ohne dass dazu ewig wieder-aufgewärmte Mythen, Legenden (und manchmal schlichte Lügen) aufgetischt werden brauchen, macht nachfolgender Bildbericht über eine verirrte (?) Garnele deutlich:

Dienstag, 13. November 2012

Der erste Weltuntergang



BBC Exclusiv - Doku über das Massensterben zwischen Perm und Trias
"Das Massensterben vor 250 Millionen Jahren übertraf in seinem Ausmaß selbst das Ende der Dinosaurier und wurde vermutlich durch einen Kometen- oder Asteroideneinschlag ausgelöst. Die Fullerene, große Kohlenstoff-Moleküle mit dem Aussehen eines Fußballs, scheinen den notwendigen Beweis zu liefern." SPIEGEL online - "Das Ende der Urkrebse
Das verheerendste Massensterben aller Zeiten fand vor 250 Millionen Jahren statt. 90 Prozent aller Meereslebewesen und 70 Prozent der Landbewohner starben aus. In den Gesteinsschichten der Erde ist dies erkennbar, als Grenze zwischen den Erdzeitaltern Perm und Trias. Das Massensterben dauerte etwa 8000 bis 100.000 Jahre.


 

Donnerstag, 8. November 2012

"Warum ich kein Christ bin" - Bertrand Russell



Der Philosoph, Logiker, Mathematiker und Sozialkritiker Bertrand Russell (1872 - 1970) studierte Mathematik und Philosophie und war bis 1916 als Dozent für Logik und Mathematik tätig. Massgeblich beeinflusst wurde er durch Ludwig Wittgenstein. Aufgrund seines aktiven Pazifismus verlor Russell seine Dozentur und verbüßte 1917 eine Gefängnisstrafe wegen eines Zeitungsartikels.
1922/23 wurde er als Kandidat für die Parlamentswahlen aufgestellt. Seine Professur am College of the City (New York) wurde 1940 durch die Anti-Russell-Bewegung verhindert, die ihn u.a. wegen seiner Forderung nach gesetzlicher Tolerierung der Homosexualität angriff. Doch nach 1944 erhielt er einen Lehrauftrag in England und seine Reden wurden im Rundfunk übertragen. 


1950 wurde ihm für seine wissenschaftliche Prosa der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. Russell trat der er aktiv für die atomare Abrüstung ein und gründete 1958 die "Campaign for Nuclear Disarment", deren der Präsident er wurde. Noch mit 88 Jahren wurde er 1961 wegen "Aufhetzung der Öffentlichkeit gegen die Staatsgewalt" nach Teilnahme einem Sitzstreik zu zwei Monaten Haft verurteilt, aber nach öffentlichen Protesten bereits eine Woche später wieder entlassen. 

1966 gründete er das Internationale Tribunal gegen Kriegsverbrecher, das ein Jahr später in Schweden als ‘Russell-Tribunal’ wegen des Vietnamkrieges verhandelte.--

Russel, beeindruckt von der Gewissheit der mathematischen Erkenntnis, der Sinneserfahrung und der Naturwissenschaften, beteiligte sich u.a. auch am 'Programm des Logizismus': Dessen Ziel bestand darin, alle mathematischen Begriffe durch Definitionen auf Begriffe der Logik zurückzuführen und alle mathematischen Theoreme auf der Basis solcher Definitionen zu beweisen - allein durch logische Prinzipien.


Innerhalb dieses Paradigmas war es für ihn folgerichtig, Religionen als unwahr und schädlich in ihren Auswirkungen zu kritisieren. Unangemessen und schädlich ist war seiner Auffassung nach z.B., dass ein unerschütterlicher Glaube als Wert angesehen wird. Wo im Interesse des Glaubens alle Gegenargumente, die Zweifel verursachen könnten, unterdrückt werden, tritt eine Verhärtung gegensätzlicher Ideologien - wodurch der den Boden für Hass und Glaubenskriege bereitet werde. 


Eine einseitig religiöse Unterrichtung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen bewirke, dass die geistige Entwicklung der Jugendlichen beeinträchtigt werde. In letzter Konsequenz "werden sie erfüllt von fanatischer Feindschaft gegenüber denen, die einem anderen Fanatismus anhängen oder, was noch schlimmer ist, gegenüber denen, die Fanatismus überhaupt ablehnen". Dagegen sei eine Haltung, die Überzeugungen aus Beweisen und kausalen Zusammenhängen entwickelt, geeignet meisten Übel auf der Welt leidet zu kurieren.

Ein Weiterleben der Seele nach dem Tode hält Russel schlicht für Wunschdenken; er begründet dies mit dem neurobiologischen Wissen seiner Zeit: Eine Gehirnverletzung sei imstande, das Gedächtnis eines Menschen zeitweilig oder dauerhaft zu löschen - darin liege ein Beleg für den unlösbaren Zusammenhang von Körper und Geist.


Russel setzte sich kritisch mit dem Christentum auseinander und 
veröffentlicht 1927 den Aufsatz Warum ich kein Christ bin’ (pdf).


Russells Auffassung lässt sich prägnant durch folgende Zitate zusammenfassen:


Die 10 Gebote des Liberalismus

1. Fühle dich keiner Sache völlig gewiss.

2. Trachte nicht danach, Fakten zu verheimlichen, denn eines Tages kommen die Fakten bestimmt ans Licht

3. Versuche niemals, jemanden am selbständigen Denken zu hindern; es könnte dir gelingen.

4. Wenn dir jemand widerspricht, und sei es dein Ehegatte oder dein Kind, bemühe dich, ihm mit Argumenten zu begegnen und nicht mit der Autorität, denn ein Sieg der Autorität ist unrealistisch und illusionär.

5. Habe keinen Respekt vor der Autorität anderer, denn es gibt in jedem Fall auch Autoritäten, die gegenteiliger Ansichten sind.

6. Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich.

7. Fürchte dich nicht davor, exzentrische Meinungen zu vertreten; jede heutige Meinung war einmal exzentrisch.

8. Freue dich mehr über intelligenten Widerspruch als über passive Zustimmung; denn wenn die Intelligenz so viel wert ist, wie sie dir wert sein sollte, dann liegt im Widerspruch eine tiefere Zustimmung.

9. Halte dich an die Wahrheit auch dann, wenn sie nicht ins Konzept passt; denn es passt noch viel weniger ins Konzept, wenn du versuchst, sie zu verbergen.

10. Neide nicht denen das Glück, die in einem Narrenparadies leben; denn nur ein Narr kann das für ein Glück halten.

(Bertrand Russell, New York Times, 16.12.1951)
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Ohne Russels religions- und auch glaubenskritische  Haltung im Kern teilen zu müssen, fällt es nicht schwer, dieses Grundgerüst einer liberalen Ethik zu bejahen. Freilich wird dadurch ein sehr hoher Anspruch an jeden von uns gestellt.
Es ist nicht der Glaube an einen Gott, der für Hass und Glaubenskriege verantwortlich ist, sondern die bornierte Wahnvorstellung zu vieler Menschen, ihre eigene Anschauung anderen aufzwingen zu wollen oder gar 'zu müssen'.


Diese Tendenz kennen wir sowohl aus dem Umfeld der  Religionen als auch von atheistischen bzw. agnostischen Gruppierungen und Regimen. Wer letzteres glaubt widerlegen zu können, mag sich etwas eingehender z.B. mit der Zeit des Stalinismus befassen...

Samstag, 3. November 2012

Vorsicht, Verschwörung

Nicht ohne Veranlassung bezweifeln viele Menschen die 'offiziellen Versionen' von Massenmedien und staatlicher Seite zu aufsehenerregenden Ereignissen.
Dass wir oft genug belogen oder mit Halbwahrheiten abgespeist werden, hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt.

Doch läuft man allzu leicht Gefahr, auf der Suche nach 'wahren' Erklärungen und Fakten übers Ziel hinauszuschießen. Wer hinter allem eine große Verschwörung vermutet, die einzig dem Machterhalt oder elitären Wirtschaftsinteressen dient, kann vor lauter paranoider Vorstellungen kaum mehr ein 'normales' Leben führen.
Mit dem Internetzeitalter hat schließlich jedermann die Gelegenheit, seine Mutmaßungen als Faktenwissen zu verkaufen und damit eine ganze Reihe gutgläubiger Menschen in die Irre zu führen.

Ein wichtiger Umstand wird in der Doku mehrfach betont: Die Fragestellung 'Cui bono?' (Wem nützt es?) liefert keineswegs zwangsläufig zutreffende Antwort auf die Frage nach den Verantwortlichen:
Selbst wenn z.B die Terroranschläge von 9/11 bestimmten Kreisen der US-Politik mittelbar zur Durchführung von längst geplanten (?) Angriffskriegen verhalf, bedeutet dies eben nicht, dass diese Kreise die Terrorakte auch selbst inszeniert oder absichtlich nicht verhindert haben!


Verallgemeinerung hilft, wie immer, nicht weiter. Um sich den Tatsachen zu nähern, wird man jedes Ereignis samt verfügbarer Berichterstattung aus möglichst unterschiedlichen Quellen genau prüfen und abwägen müssen. Das kostet Zeit - wohl der Hauptgrund dafür, dass wir uns mitunter zu leicht mit journalistischer Fertignahrung abspeisen lassen.

Wie vermeidet man das Aufkommen abstruser Verschwörungsthesen?

Gerade anhand der Anschläge vom 11.September 2001 lässt sich diese Frage klar beantworten: Rückhaltlose Aufklärung!
Es ist schwer nachvollziehbar, dass der offizielle "9/11 Commission Report" entscheidende Fragen nicht behandelt - insbesondere die Gründe für den Einsturz des dritten WTC-Gebäudes (WTC 7).


WTC 7 (vor 2001), gesehen vom ehemaligen Südturm des World Trade Centers


Die nachfolgende Dokumentation widmet sich den gängigen und vergangenen Verschwörungstheorien - vorwiegend mit dankenswerter Ernsthaftigkeit:

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Leben aus dem Leblosen?

Ich weiß nicht recht, was ich davon zu halten habe: Auf dieser Webseite wird die Entstehung eines Protozoen (Einzellers) aus Blattresten und zerfallenem Chlorophyll in einem Aufguß dargestellt.

Dabei wird auf die Arbeiten des Außenseiters Dr. Wilhelm Reich (1897- 1957) Bezug genommen, der in unter Fachkollegen äußerst umstritten war bzw.noch heute ist. Der Psychoanalytiker und Naturwissenschaftler habe "bis dahin unbekannten biologische Bläschen entdeckt, die sich aus jeglichem Zerfall von Materie bilden (auch aus anorganischem Material). Das geschieht im unsterilen wie auch sterilen Bereich und stelle damit die bisherige Auffassung zur Entwicklung des Lebens (Biogenese) in Frage.

Dr. Reich postulierte die Existenz des sog. Orgon er war davon überzeugt, diese Energieform zum Ende der 1930er Jahre an einer von ihm so genannten Bionkultur entdeckt zu haben. Als Bione bezeichnete er von ihm beobachtete, mikroskopisch kleine Gebilde, die er als „Energiebläschen" und "Übergangsstufen zwischen der leblosen und lebenden Substanz" interpretierte. Sie sollen „ständig in der Natur durch einen Auflösungsprozess anorganischer und organischer Materie entstehen" - ein Vorgang, der sich experimentell nachvollziehen lasse. 
Zunächst versuchte Reich, die von ihm beobachteten Vorgänge mittels der ihm bekannten physikalischen Theorien, speziell des Elektromagnetismus, zu interpretieren. Nachdem ihm dies für wesentliche Teile seiner Versuchsreihen nicht gelang, postulierte er schließlich die Existenz einer spezifisch biologischen Energie, der er den Namen „Orgon“ gab. Später sprach Reich sogar von  einer „primordialen kosmischen“ Energieform.

Wann immer ein Wissenschaftler Forschungsergebnisse und Thesen veröffentlicht, die im direkten Gegensatz zur anerkannten Mehrheitsauffassung stehen, muss er sich auf heftige Kritik einstellen.
So gesehen ist nachvollziehbar, aber auch bedauerlich, dass selbst die Wissenschaftsgeschichte Reichs Forschungen unbeachtet lässt, selbst wenn sie sich als Irrweg erwiesen haben sollte.


Skepsis ist meines Erachtens in jedem Fall angebracht, solange diese potenziell bahnbrechenden Forschungsergebnisse nicht überprüft und von unabhängigen Fachleuten interpretiert worden sind.



Mittwoch, 24. Oktober 2012

Bakterien bilden lebende Kabel im Meeresboden

"Der Schwarm" lässt grüßen... ;)

Dass einzellige Lebewesen sich zu großen Gemeinschaften zusammenschließen, die manchmal auch mit der Bezeichnung 'Superorganismus' versehen werden, ist nicht neu. Aus dieser Sichtweise kann sogar der "Mensch als Superorganismus" aufgefasst werden, zumindest besteht aber eine sehr enge Symbiose mit einer Unzahl dieser mikroskopisch kleinen Lebewesen:
"Etwa 100 Billionen Bakterien leben auf Ihrer Haut, in Ihrem Mund, in Ihrem Magen. Auf jede ihrer Körperzellen kommen etwa zehn Zellen von Bakterien."
Andererseits geht der australische Biologe Tim Flannery davon aus, dass die gesamte Menschheit auf dem Weg sei, ebenfalls einen solchen Superorganismus zu bilden. Diese Sicht ist nicht unumstritten, scheint sie doch den Wert des Individuums nicht eben zu betonen.

 Seit Frank Schätzings Bestseller zählt der Begriff der 'Schwarmintelligenz' ohnehin zur Allgemeinbildung - im Sinne eines vielzelligen Organismus angesehen, dessen Individuen Rolle der Körperzellen ausfüllen. Ein Kommunikations-System oder -netzwerk welches die Individuen verbinde, spiele die Rolle des Nervensystems für diesen Superorganismus. Ist eine solche Form der 'Intelligenzbildung' nicht nur beispielsweise für Insekten, sondern auch für Einzeller nachweisbar?

  • Wenn man diesem FTD-Beitrag glauben darf, futtert derzeit ein semi-intelligenter Superorganismus aus Mikroben die gesamte Titanic auf.

Neu ist dagegen (jedenfalls für mich): 
In den obersten Zentimetern des Meeresbodens fließt Strom: Tausenden von Bakterien einer Art lagern sich zu  zusammen und bilden lange Ketten. Durch sie transportieren die Einzeller Elektronen, berichtet SPIEGEL online.

Auf diese Weise können sie den obersten Bodenschichten enthaltenen Sauerstoff sowie bestimmte Nährstoffe nutzen. Diese Strategie war bis dato noch nicht bekannt.
"Sie funktioniert nur durch den Zusammenschluss Tausender Einzeller. Man könnte sie daher durchaus als einen mehrzelligen Organismus ansehen."
Sicher scheint, dass die Mitglieder dieser Kolonien in einer mikrobiellen Sprache kommunizieren, etwa durch Botenstoffe oder elektrische Signale.

In beiden Fällen ist spekulativ von einer neuen Bakterienart die Rede. 
Ich denke und hoffe mal, dass damit eine neu entdeckte Arten gemeint sind; denn würden sich seit neulich wirklich neue (genetisch mutierte?) Bakterienarten breitmachen, organisieren und ganze Schiffe verzehren, müsste man sich ernsthaft Sorgen machen...



Siehe auch


Freitag, 28. September 2012

Wir konsumieren uns zu Tode

Vortrag von Heike Holdinghausen, Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt der taz, im Rahmen der Urania-Reihe "Wege in eine ökologische und gerechte Gesellschaft" in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Das Konsumverhalten der Gegenwart impliziert die Gefahr, dass die gesamte Natur Welt mit ihren begrenzten Ressourcen zu Tode. Holdinghausen beschreibt ökologische Kreisläufe, deren wir zwar teilweise verstehen, aber zugunsten Bequemlichkeit ("Lebensqualität") ignorieren. Globales Umdenken sei überlebens-notwendig:
Ressourcen aller Art dürfen nicht nur einmalig verbraucht und vernichtet werden, sondern können und müssen so genutzt werden, dass sie unter vertretbaren Energie- und Materialeinbußen wieder in einen gebrauchsfähigen Zustand transformiert werden. ('Verbrauchs- eine Kreislaufwirtschaft').


Donnerstag, 20. September 2012

Buchtipp: Anna Komnene - Alexias


  • Anna Komnene - Alexias (online)

  • Anna Komnena, (1083 - 1148), Tochter des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, war nicht nur mit antiker Literatur und Philosophie vertraut, sondern verfasste in einem Kloster ein bedeutendes historisches Werk der byzantinischen Literatur. 'Alexias' schildert in 15 Bänden den Werdegang und die Regierungszeit ihres Vaters. Zuvor waren ihre Bemühungen gescheitert, als Erstgeborene durch die Nachfolge ihres Vaters anzutreten. 
    Bis heute bildet ihr Werk eine der wenigen Primärquellen zur Geschichte von Byzanz zur Zeit des des ersten Kreuzzugs.

    Dienstag, 18. September 2012

    Mikro-Drohnen in einer schönen neuen Welt

    Die USA schaffen mit dem ‘FAA Reauthorization Act’ die gesetzlichen Voraussetzungen für den Einsatz von Hightech-Gerät auch gegen die eigene Bevölkerung.

    Bisher kommen unbemannte Fluggeräte hauptsächlich bei der Tötung von Terroristen und Verursachung von Kollateralschäden im Ausland sowie im Süden der USA zur Grenzüberwachung zum Einsatz. Doch bis 2020 will die US-Regierung zu 30‘000 Drohnen von mindestens 110 Militärbasen in 39 Bundesstaaten über den Köpfen der eigenen Bevölkerung aus operieren lassen.

    Drohnen sind ausgesprochen vielfältig einsetzbar: kleine Aufklärungsmaschinen, nur einige Kilo schwer, existieren längst – ebenso wie die bewaffneten Kampfdrohnen für den ‘Joystick-Krieg gegen den Terror’.
    In Entwicklung ist eine neue Generation von Mikroluftfahrzeugen (MAV), die nicht grösser als Insekten sind und die in Wohnungen, Fabriken und Büros eindringen können.

    “Die Drohnen können fotografieren, filmen oder sogar töten.“

    Derzeit werde an einer neuen Generation von Mikroluftfahrzeugen (MAV), die nicht grösser als Insekten sind und die in Wohnungen, Fabriken und Büros eindringen können.

    Breits heute existiert in den USA eine Drohne von der Größe eines Kolibris:

     

    Manches von dem, was derzeit einen Schatten auf die Zukunft wirft (erst in den USA und dann …?), geht sogar über Orwells Phantasien hinaus.

    Vergl.

    Sonntag, 16. September 2012

    Prof. Harald Lesch - Physikalisches Kolloquium

    Vortrag vom 22.Juli 2011 an der Universität Bayreuth über die Methodik der Naturwissenschaften: "Wir irren uns empor... oder warum sind wir so erfolgreich?"



    Mittwoch, 12. September 2012

    Prof. J. Allen Hynek über 'Wirklichkeit'

    Josef Allen Hynek (1910 - 1986) war ein US-amerikanischer Astronom, der vor allem wegen seiner Arbeiten im Bereich Erforschung von UFO-Begegnungen bekannt wurde und umstritten war.
    Ohne näher auf sein z,T. den sog. Grenzwissenschaften zugeordnetes Wirken einzugehen, erachte ich nachfolgenden Ausschnitt aus einem Interview mit Prof. Hynek für durchaus interessant:
    "Nehmen Sie an, wir würden eines Tages entdecken, das es etwas gibt wie den Geist, der die Materie beherrscht, wie es ja parapsychologische Forschungen heute anzudeuten scheinen, nehmen Sie an, dass wir in einer Million Jahren lernen würden, was eine irgendwo im Weltraum angesiedelte Zivilisation vielleicht schon gelernt hat, wie man von hier zum Mars einen Gedanken anstatt einer physikalischen Maschine aussenden kann, der dort in die Wirklichkeit umgesetzt werden könnte. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was dann alles geschehen würde. 
    So wie ich nicht die geringste Vorstellung darüber habe, wie die Wissenschaft in einer Million Jahren aussehen wird. Ganz gewiss wäre ein Mensch unserer Tage, der plötzlich Millionen Jahre weiter versetzt würde, völlig perplex und könnte überhaupt nichts verstehen - genau wie ein Pygmäe aus Afrika, der unvermittelt hierher versetzt würde, Augen und Ohren beim Anblick eines Fernsehapparates aufreißen würde. 
    [...] 
    Manchmal denke ich, dass die Wirklichkeit nichts anderes als eine viel-dimensionale Kontinuität ist, und die physikalische Welt, die uns umgibt, nur eine Augenblicksaufnahme dieser viel umfassenderen Wirklichkeit, von der sich eine andere Facette zum gleichen Augenblick in einer anderen Welt zeigt."

    Samstag, 8. September 2012

    'Strafsache Vatikan' v. Uli Weyland

    Die pauschale Verunglimpfung oder gar Verteufelung der römischen Kirche und ihrer absolutistisch ausgelegten Führungsriege um die jeweiligen Päpste ist schlichtweg unangebracht. 


    Ein seinen Einführungen zur Vorlesung 'Kirchengeschichte Basisstudium' unterstreicht Professor Kriegbaum die Notwendigkeit zur Vergangenheitsbewältigung - und erklärt, die Nachtseiten aus dem Gedächtnis sei kein gutes Mittel dieser Aufarbeitung. 
    "Dies gilt insbesondere deswegen, weil ich dann auch immer wieder vom Abgründigen im Menschen, gerade auch bei von mir besonders geliebten Menschen, überrascht, verwirrt und aus dem Gleis geworfen werden kann. Überreaktionen nach der Seite des Hasses aus enttäuschter Liebe erklären sich von daher."
    Dies gelte auch für den Umgang mit der Kirche, die nicht nur aus Heiligen, sondern auch aus normalen Menschen bestehe und immer bestanden hat. Selbst die Heiligen seien "nicht einfachhin heilig und gut" - auch an ihnen entdecke eine kritische Geschichtsforschung immer wieder das Böse und die Grenzen der Heiligkeit, die oftmals zu Lebzeiten der Heiligen so gar nicht wahrgenommen bzw. verstanden worden sind. 
    Der treue Gäubige liebe 'seine Kirche' kaum weniger, sofern ihm bewusst sei, wie abgründig auch das Böse in ihrer Mitte (und an ihrer Spitze) wirksam werden kann? 
    Die Kirche mit ihren Stärken und Schwächen zu kennen, sollte demnach nicht negativ bewertet bewerten... auch wenn die gegenwärtige Kirchenführung die dringende Notwendigkeit zur offenen Vergangenheitsbewältigung nur in Teilen erkennt und auch nur selektiv fördert.

    Das weitgehend vergriffene (aber gebraucht in Antiquariaten und im Buchversand erhältliche) Buch "Strafsache Vatikan" des früheren Stern-Redakteurs Uli Weyland wurde 1994 veröffentlicht. In einem fiktiven Prozess mit Jesus als Ankläger werden 46 Hauptbeschuldigte ausgemacht - Päpste, die vom ersten Jahrhundert bis in die Gegenwart für eine "beispiellose Verbrechensgeschichte" verantwortlich sein sollen.

    Die Wortwahl ist weniger gerichtstypisch, was im übrigen auch auf allzu wohlwollende Rezensionen zutrifft:
    "In seinem Eröffnungsplädoyer beschwört Jesus die Dimension der Klage und weist auf den Seher Johannes hin, der in seiner Apokalypse am Ende der Bibel "die Schreckensvision Kirche vorausgeahnt" hat. "Als Inkarnation der vier apokalyptischen Reiter zieht sich die Spur der Kirche durch die Weltgeschichte: Hunger, Pest, Krieg und Tod."
    Mit der Offenbarung des Johannes bin ich derzeit noch nicht sehr vertraut - kann als gesichert gelten, dass seine Vision die spätere katholische Kirche klar als inkarnierte Reiter der Apokalypse umfasste? Oder greift hier eine polemische Rhetorik??

    Für mich sind allein die Fakten interessant - auch im Hinblick auf eine sehr aktuelle Frage, nämlich den moralischen Anspruch der Römisch-Katholischen Kirche in ihrer Auseinandersetzung mit dem Islam oder bei der Beauftragung so genannter Sektenbeauftragter...

    Klemens I. - der als Bischof von Rom - bezichtigt unter anderem der Amtsanmaßung, der Falschaussagen und des Betrugs. Verworfen und schändlich sei es, wenn Klemens sich auf ihn, auf Jesus beruft, wenn der Bischof für sich reklamiert, Haupt der Kirche zu sein. Jesus klagt an: "Zu keinem Zeitpunkt meines Lebens habe ich daran gedacht, ein Papsttum zu stiften." Dies "steht im Widerspruch zu meiner Lehre."



    Als einer der traurigen Höhepunkte wird die Inquisition als Instrument zur Ausmerzung behandelt.  war Innozenz III. Auf seine Anordnungen geht zurück, dass jeder "Gläubige" gezwungen war, "bei seiner Beichte ´Verdächtige` anzugeben, und wer dies unterließ, war selbst der ´Ketzerei` verdächtigt und damit im Teufelskreis der Inquisitoren, aus dem es praktisch kein Entrinnen hab.

    Je intensiver die subjektive, wenn auch zum Teil nachvollziehbare Auffassung des Autors  als gesprochene Jesus-Worte installiert werden, um so mehr wächst mein Unbehagen.
     So gebe Jesus auch einen Überblick über mehrere Jahrhunderte: "Es schaudert mich, dem Gericht Zahlen nennen zu müssen, aber für den Zeitraum von 1232 bis etwa 1850 rechnen die Forscher mit mehreren Millionen Toten. Wie viele Menschen dabei auch seelisch zerstört worden sind, hat bis heute niemand auch nur zu schätzen gewagt. Mit der Inquisition und den Ketzerverfolgungen hat die Kirche Erpressung und Mord bis in die Familien getragen, da durch die Gebote ihrer Führer Eltern gezwungen wurden, ihre Kinder zu denunzieren, Kinder ihre Eltern, Männer ihre Frauen und Frauen ihre Männer ..."
    Und weiter:
    Diese von mir angeklagte Kirche hatte also eine zweite Hölle erfunden - die auf Erden." 

    In dieser negativen, z.T. überzeichneten Einseitigkeit dürfte die Lektüre dieses Buches kaum einem aktiven, überzeugten Angehörigen dieser Kirche zuzumuten sein.
    Ob es nicht zudem anmaßend ist, Jesus als Ankläger zu instrumentalisieren, habe nicht ich zu beurteilen.

    Erforderlich gewesen wäre auch, die durchaus vorhandenen Aspekte von Einsicht und Umkehr der Kirchenführung zu thematisieren - so distanzierte sich Johannes Paul II. mehrmals in offiziellen Erklärungen von schwere Vergehen der Kirche in ihrer Geschichte.

    Schade, denn eine kritische Bewertung kirchlichen Handelns über die reine Faktenlage tut Not, aber dazu erscheint dieses Buch leider ungeeignet.-

    Anmerkung:
    Der kirchengeschichtliche Gegenwartsbezug wird an anderer Stelle (als in diesem Buch) deutlich - im Hinblick auf die Frage, für welchen Umgang mit Andersgläubigen und Abweichlern in den eigenen Reihen sich die RKK denn heute festlegt (allerdings nicht mehr unter Befürwortung von weltlichen Machtmitteln und Gewaltanwendung):

    "Die Kirche hat kraft ihrer göttlichen Einsetzung die Pflicht, auf das gewissenhafteste das Gut des göttlichen Glaubens unversehrt und vollkommen zu bewahren und beständig mit größtem Eifer über das Heil der Seelen zu wachen. 

    Deshalb muss sie mit peinlicher Sorgfalt alles entfernen und ausmerzen, was gegen den Glauben ist oder dem Seelenheil irgendwie schaden könnte. Somit kommt der Kirche aus der ihr vom göttlichen Urheber übertragenen Machtvollkommenheit nicht nur das Recht zu, sondern sogar die Pflicht, gleich welche Irrlehren nicht nur nicht zu dulden, sondern vielmehr zu verbieten und zu verurteilen, wenn das die Unversehrtheit des Glaubens und das Heil der Seelen fordern." 

    (Neuner-Roos: 'Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung', 1992 - ein offiziell anerkanntes Lehrbuch über  heute gültige Glaubenssätze der RKK)

    Dass dies nicht nur verstaubte Worte sind, zeigt ein Blick auf den derzeitigen 'Stellvertreter Gottes': 
    Vor seiner Papstwahl war Josef Ratzinger  der 'Großinquisitor der katholischen Kirche' - präziser: er war Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.
    Die Congregatio pro doctrina fidei ist eine von Papst Paul III. mit der am 21. Juli 1542 als Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition) gegründete Zentralbehörde der RKK. Ihr obliegt der Schutz der Kirche vor Häresien (Irrlehren), d.h. abweichenden Glaubensvorstellungen.
    Ratzinger wandte sich mit Entschiedenheit gegen die auch sozialpolitisch verankerte Befreiungstheologie Südamerikas.
    Die christliche Befreiungstheologie versteht sich als „Stimme der Armen“ und will zu ihrer Befreiung aus Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung beitragen. Aus der Situation sozial deklassierter Bevölkerungsteile heraus interpretiert sie biblische Tradition als Impuls für umfassende Gesellschaftskritik
    Es blieb nicht bei öffentlichen Maßregelungen, prominente Vertreter wie Ernesto Cardenal wurden zunächst diszipliniert und später mit Verboten traktiert.
    Unter Ratzingers Leitung wurden über 150 Theologen, die von der vatikanisch vorgegebenen Dogmatik und Moraltheologie abgewichen waren, mit Redeverbot, Suspension, Entzug des Lehrstuhls usw. belegt. 

    Auch als Papst hat Ratzinger an diesen an das Mittelalter erinnernden Zuständen nichts geändert: Zur Einstimmung reicht es aus, einmal das "Allgemeine Dekret in Bezug auf die Straftat der versuchten Ordination einer Frau" von 2007 auf der Homepage der Glaubenskongregation zu lesen. Darin heißt es:
    "Unbeschadet der Vorschrift von can. 1378 des Codex des kanonischen Rechtes zieht sich jeder, der einer Frau die heilige Weihe zu spenden, wie auch die Frau, welche die heilige Weihe zu empfangen versucht, die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation latae sententiae zu."
    Der Fortschritt besteht offenbar darin, dass die Beteiligten zwar nicht mehr auf dem Scheiterhaufen landen, so lange sie noch leben. Im Jenseits aber sollen sie der ewigen Hölle und Verdammnis überantwortet werden - was nach katholischer Vorstellung die Folge der Exkommunikation ist, sofern diese zum Zeitpunkt des Todes noch besteht.


    ---
    Dokudrama "Die geheime Inquisition"


    Anmerkung:
    Mit der Titulierung als 'moderner Großinquisitor' hatte Ratzinger überhaupt kein Problem: Er sah sich in einer kontinuierlichen Linie mit der Inquisition früherer Jahrhunderte - mit einem Unterschied: Heute bediene man sich anderer Methoden.
    Ratzinger wörtlich: "Großinquisitor ist eine historische Einordnung, irgendwo stehen wir in der Kontinuität. Aber wir versuchen heut' das, was nach damaligen Methoden, zum Teil kritisierbar, gemacht worden ist, jetzt aus unserem Rechtsbewusstsein zu machen. Aber man muss doch sagen, dass Inquisition der Fortschritt war, dass nichts mehr verurteilt werden durfte ohne Inquisitio, das heißt, dass Untersuchungen statt finden mussten."

    Mittwoch, 5. September 2012

    Der letzte Tag (BBC, 2005)

    "Die BBC-ProSieben-Koproduktion "End Day - Der letzte Tag" verbindet neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Computeranimationen, um verschiedene Endzeitszenarien durchzuspielen.
    Ein Tag im Leben von Dr. Howell (Glenn Conroy) - fünf Möglichkeiten, wie der "End Day" aussehen könnte..."
    Vier der fünf Szenarien weisen eine Gemeinsamkeit auf: der Mensch hat nicht die geringste Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen. Einige könnten sich eventuell in einem Bunker verkriechen, doch die Mehrheit könnte bloß zusehen, wie es zuende geht. Von daher macht es vielleicht wenig Sinn, sich allzu intensiv mit so etwas zu beschäftigen...was erst recht auf fiktive Endzeitvisionen (Nibiru, Maya-Kalender etc.) zutrifft.

    Manchmal habe ich die Vorstellung, ich wäre einer der Astronauten in der ISS...aus sicherer Entfernung würde ich die Ereignisse - beispielsweise nach dem Ausbruch eines Supervulkans - beobachten. Eine immer dichter werdendes, schmutzig graues Wolkenmeer würde nach und nach die Sicht versperren.
    Im Extremfall wären meine Kollegen in der Weltraumstation und ich die letzten Überlebenden der Menschheit...könnten womöglich sogar in einer SOJUS-Kapsel auf die Erde zurückkehren...doch was dann? und wozu überhaupt?


    Dienstag, 4. September 2012

    Die ersten Europäer – Dokumentation

    “…erste Teil der Dokumentation, die von 1,8 Millionen Jahren vor Christus bis ins Jahr 20.000 vor Christus reicht, schildert die Ankunft der ersten Hominiden aus Afrika und die aufeinanderfolgenden Wanderungen nach Europa, das langsame Aussterben des Neandertalers und die Anpassung des Homo sapiens an seine Umwelt.
    Ausgehend von genetischen Studien versetzt sich der Film zurück in das Leben einer Gruppe Männer und Frauen, von denen wir Europäer abstammen. […]
    Zwei Millionen Jahre dauerte die Evolution bis zum heutigen Homo sapiens
    .”

     

    Sonntag, 2. September 2012

    Das Lehramt spricht Tacheles

    Hermann Häring über das autoritäre Kirchenverständnis Roms

    Ob es um Reizthemen wie Priesterzölibat, Ordination von Frauen geht oder um theologischen Dogmatismus (etwa in Bezug auf Jungfräulichkeit und Himmelfahrt Mariens) - die Positionierung der römisch-katholischen Kirche ist heute nur noch schwer zu vermitteln.   Während Bücher wie 'Der größte Raubzug aller Zeiten' auf wachsendes Interesse stoßen, leeren sich die Kirchen rapide.
    Doch der Vatikan und seine Vertreter in Deutschland denken offenbar überhaupt nicht daran, Zugeständnisse zu machen und so ihre Akzeptanz unter den nicht an ihrer Religion, aber deren Institution zweifelnden Gläubigen zu erhöhen. 

    Der katholischen Theologe Hermann Häring setzt sich mit einem 'System' auseinander, das selbst besonnene Theologen zur Ordnung ruft, die mögliche Fortschritte thematisieren, ohne das 'Ganze' infrage zu stellen: Das  autoritäre Kirchenverständnis Roms erweist sich gerade in Auseinandersetzung um eine Reform des römisch-katholischen Kirchensystems.
    Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg, wirft allen katholischen Geistlichen, die über Frauen als Priesterinnen wenigstens zu diskutieren wünschen, vor, den offenbarten Willen Jesu zu leugnen. Die Forderung, Frauen zu ordinieren, stelle  die moralische Integrität von Papst und Bischöfen infrage und wer dergleichen wünsche,  könne daher nicht mehr als katholisch betrachtet werden.


    Es wird einmal mehr deutlich, wie die Männerelite in Rom zurückhaltende Bitten um Diskussion zurückweist - im konkreten Beispiel geht es um Frauenordination in der katholischen Kirche (vielleicht das heikelste unter den Themen, die immer mehr Katholiken umtreiben):

    Die apodiktische Wortwahl von Müller sage schon alles.

    "Neuscholastische Argumentation"

    Das lehramtlich neuscholastische Denken des Bischofs und Theologen Müller werde durch folgende Prinzipien geprägt. Bevor er sich bestimmten Lehrinhalten zuwendet, stellt er die formalen Rechte der Kirchenleitung klar: 
    "Es gibt in der Kirche eine Instanz, die die göttliche Wahrheit untrüglich erkennen kann. Gemeint sind das Kollegium der Bischöfe bzw. der Papst. Wer aber die Wahrheit untrüglich erkennen kann, so die Folgerung, kann sie gegebenenfalls auch unfehlbar formulieren und dogmatisch festlegen. Diese dogmatischen Definitionen funktionieren wie die Urteile eines Gerichts und unter bestimmten Umständen arbeitet deren letzte Instanz (Konzil oder Papst) wie ein Oberstes Gericht [...], das keine Berufung mehr zulässt und zulassen kann.
    Mit gutem Grund müssen Revisionsversuche ins Leere laufen: Einmal gefällt, sei ein solches Urteil aus sich heraus irreformabel und unfehlbar, wie die   Unfehlbarkeitsdefinition von 1870 festlege...
    Der Artikel Härings ist hier zu finden:
    Freilich muss man die autoritäre Haltung der Kirchenleitung in Rom wohl relativ zu dem sehen, was sich in manchen islamischen Staaten ereignet - oder gerade in Russland abgeht. Dort nimmt der Schulterschluß zwischen Staats- und Kirchenführung ganz andere Ausmaße an und greift weit mehr in das Leben der menschen ein, als wir uns dies hier überhaupt vorstellen: 

    Montag, 27. August 2012

    Die Geschichte christlicher Gewalt - Martin Stöhr

    Einseitig aufbereitete Texte, gerade wenn sie ein kritisches, negativ besetztes Themengebiet behandeln, schätze ich nicht sonderlich. Andererseits sind Gewaltakte seitens oder auf Veranlassung religiöser Institutionen als geschichtliche Tatsache nicht von der Hand zu weisen, daher dürfen die historischen Fakten meiner Auffassung nach weder verdrängt noch ausgeblendet werden.
    Doch ist es ebenso schädlich, wenn eine tendenziöse Darstellungsweise und subtile Wortwahl den Eindruck zu erwecken suchen, als sei Gewalt und Schrecken so ziemlich das einzige, was Religionen hervorgebracht hätten.

    Die Abhandlung "Die Geschichte christlicher Gewalt" von Martin Stöhr eignet sich insoweit als Einstieg in die Auseinandersetzung mit einer Religion, deren Theologie eine klare Botschaft des Friedens, der Gerechtigkeit und der Gewaltlosigkeit in den Vordergrund stellt. Dass insbesondere das Alte Testament (AT) in Teilen vor Tod und Gewalt trieft, tut dem keinen Abbruch.

    Unangebracht dagegen ist die "christliche Tradition, sich selbst als ’Religion der Liebe’ zu deklarieren und das Judentum mit der Rede von einem ’rachsüchtigen und gewalttätigen Gott’ abzuwerten".

    Stöhr zeigt den Irrtum auf, welcher auf der Annahme beruhe, dass im AT allein  ’Krieg’ und ’Gewalt’ dominieren, während und ’Liebe’ und ’Frieden’ dem Neuen Testament vorbehalten seien.

    Er beschreibt den erstaunlichen, ja unverständlichen Wandel des Christentums von einer verfolgten jüdischen Sekte bis hin zur dominanten, gewaltbereiten Staatsreligion und Konstantin 'dem Großen' und in den Jahren danach (unter Kaiser Theodosius I (379–395)).
    Für Konstantin zählte dabei nur, welcher der militärisch stärkere Gott war und welche Gruppierung als politischer Machtfaktor zu berücksichtigen war.  

    Für ihn galt das selbe Prinzip wie für viele weltliche Machthaber nach ihm: Eine verbündete und vor allem einheitlichen Religion und kirchlicher Monopolanspruch stärkten den eigenen Machtbereich ganz erheblich. Unter Theodosius I. sei eine theologisch korrekte christliche Lehre zum Staatsgesetz erhoben worden. Was eine Irrlehre ist, definierten die Bischöfe oder Synoden.

    Die Verfolgung der Häretiker, später der Heiden und Juden, wird zur Aufgabe der staatlichen Gewalt oder des Volkes, dem man Sündenböcke zeigt...

    Stöhr betont allerdings, dass der Wunsch einer einheitlichen christlichen Religion auch auf einer tiefen christlichen Sehnsucht beruhte: ’auf dass alle eins seien’.
    Doch zugleich manipulierten die machtbewußten Eliten auf klerikaler wie säkularer Seite geschickt den Zorn der entstehenden 'römischen' Kirche gegen Andersgläubige für ihre Zwecke, der "zuerst den Häretikern, dann den Heiden und zuletzt den Juden" gegolten habe.

    Das Verhältnis zwischen Christen- und Judentum wird durch katholische Polemik gegen das Judentum auf die Ablehnung und spätere Hinrichtung Jesu "durch das jüdische Volk" reduziert. Dieser kollektive Vorwurf soll die römische Staatsgewalt ent- und das  das jüdische Volk belasten.
    "Diese christlichen Bündnisse mit der Staatsmacht auf Kosten des Judentums vergiften die jüdisch-christlichen Beziehungen auf fast 2000 Jahre."


    Im Lauf der Jahrhunderte, so Stöhr weiter, habe eine bemerkenswerter Akzentverschiebung stattgefunden: Immer weniger sei mit dem Gebot 'Du sollst nicht morden' (so lautet offenbar die korrekte Übersetzung oder mit der biblischen Ethik gegen die Allmacht weltlicher Herrscher argumentiert worden. Die Aufforderung aus der Apostelgeschichte ’...man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!’(Apg 5,29) trat hinter einen verkürzten Vers aus dem Römerbrief zurück: ’Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat’ 1 .


    Auch Karl der Grosse (768–814) knüpfte erneut an die Traditionen des römischen Reiches an - er war bestrebt, die religiöse Einheit in seinem Reich zu erwirken und stellte zugleich Kirche und Religion in den Dienst des Staates. Teile der Sachsen werden mit grausamer militärischer Gewalt unterworfen, christianisiert und 'eingegliedert'. Nicht das 'gepredigte Wort Gottes' brachte den Glauben; vielmehr wurde dieser brutalst mit Feuer und Schwert erzwungen. Heidnische Kultorte und Heiligtümer wurden weitestgehend zerstört.
    Dass Karl sich Glanz und Autorität von biblischen Gestalten wie David und dem Priesterkönig Melchisedek (Gen 14, Hebr 5, 6) entlieh, blieb in der europäischen Geschichte kein Einzelfall. 

    Wie aber gelang das Kunststück, die gewaltsame Nötigung andersgläubiger Menschen nicht mit Stellen aus dem AT, sondern unmittelbar aus den Evangelien zu rechtfertigen?
    Unter anderem hatte der afrikanische Kirchenvater Augustinus v. Hippo in seiner Auseinandersetzung mit den Donatisten sowie seine 'Lehre vom gerechten Krieg' wertvolle Vorarbeit geleistet, indem er ein Gleichnis Jesu geschickt als als Rechtfertigung verwendete:
    In der lateinischen Bibelübersetzung Vulgata wurde die Einladung Jesu zum "eschatologischen Festmahl" (Lukas 14, 23)2 an die die sozialen Außenseiter und gesellschaftlich Verachteten in Zwang verwandelt: ’Cogite intrare! Zwingt sie, einzutreten!’  

    Stöhr spannt nicht nur den weiten Bogen bis zu den Kreuzzügen - er arbeitet auch heraus, wie in der Christenheit eindringliche Begrenzungen der Gewalt gefordert werden - nicht erst seit den mittelalterlichen Erneuerungs- und Armutsbewegungen. 
    "Die Botschaft Jesu ist nicht ganz vergessen."
    Freilich wurde ein Teil dieser Bemühungen um innerkirchliche Erneuerung (vgl. 'Franziskaner als Sozialrevolutionäre') und Rückbesinnung kategorisch als Irrlehre gebrandmarkt - insbesondere da, wo Päpste und Kurie ihren eigenen Machtanspruch in Zweifel gezogen sahen. Allgemein seien Aktionen gegen Gewalt innerhalb der christlichen Geschichte allerdings eine Minderheitenposition.-
    "Mehrheitlich findet eine Anpassung an die herrschende Macht statt oder eine Instrumentalisierung isolierter christlicher Motive wie z.Zt. in der Kriegsrhetorik von George W. Bush oder bei den fanatischen Gegnern in Nordirland."
    In seinem Artikel begeht Martin Stöhr nicht den häufig anzutreffenden Fehler, sich im Stiel der Boulevard-Presse auf die allgemein bekannten 'Highlights' wie Hexenverbrennung und Vernichtung der Katharer zu stürzen. Statt dessen wird eine Entwicklung hin zur biblisch scheinbar legitimierten Gewalt beschrieben.

    Aus meiner Sicht ist seine Darstellung so ausgewogen, wie es ein derart heikles Thema nur zulässt.
    Allerdings geraten m.E. die Attribute 'christlich' und 'römisch-katholisch' etwas durcheinander: Sofern bezüglich der ersten Jahrhunderte von christlicher statt katholischer Gewalt die Rede ist, ensteht ein pauschaler und insoweit unzutreffender Eindruck: Nicht nur unter den Gnostikern gab es sehr wohl christliche Strömungen, Gruppen und Gemeinden, die dem pazifistischen Ethos der Anfangsjahre konsequent die Treue hielten.




    Anmerkungen:
    Der Vers lautet vollständig: "Jedermann sei untertan der ObrigkeitA, die Gewalt über ihn hat. Denn bes ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet." (Röm 13,1 Lut,1984)

    2 "Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. (Lk 14, 23; Lut,1984)"


    Sonntag, 26. August 2012

    Der Teufel bei den Katharern und den Hexen

    Daniela Müller greift eine in der Forschung wie auch in populärer Literatur über die religiöse Bewegung der Katharer und ihre Verfolgung bzw. Vernichtung seitens der katholischen Kirche durchgängig anzutreffenden Annahme auf:
    Lange galt als gesichert, dass bald nach dem Albigenser-Kreuzzug in Südfrankreich die Hexenverfolgungen begonnen hätten, um die Katharer endgültig auszumerzen.

    Bekanntlich starben die ‘Ketzer’ Okzitaniens auf den Scheiterhaufen der Inquisition, in weltlichen und kirchlichen Gefängnissen; sie wurden über Landesgrenzen hinweg verfolgt und geächtet – bis um ca. 1320 in ganz Mitteleuropa (mit Ausnahme Bulgariens) kein Katharer mehr seinen Glauben öffentlich ausübte.

    Die vereinzelt vorkommende Rückkehr zum katholischen Glauben und in den Schoß der liebenden Mutter Kirche rettete den ‘Ketzern’ zwar das Leben, nicht aber ihre Existenzgrundlage, ihre Güter und ihre gesellschaftliche Stellung.
    Ein insoweit plausibel erscheinender Zusammenhang zwischen Katharer- und  Hexenverfolgung sei aufgrund der Fälschungen des Historikers Etienne de Lamothe-Langon als bewiesen angenommen worden. Dieser hatte in seiner Histoire de l’Inquisition en France um 1829 eine Reihe von Massenprozessen gegen  „Hexen“ in Toulouse und Carcassonne durchgeführt geschildert, denen Hunderte von Menschen zum Opfer gefallen sein sollten.
    Nachdem sie knapp 150 Jahre lang in allen einschlägigen Werken bereitwilltig zitiert wurden, konnte die von Lamothe überlieferten Textquellen in den 1970er Jahren als Fälschung entlarvt werden.

    Es scheint jedoch, als sei das Werk von Lamotte nicht der einzige konkrete Hinweis auf einen solchen Zusammenhang:Eine Hausarbeit über die Rolle des Domikikaner-Ordens in der Ketzerbekämpfung legt beispielsweise dar, diese habe bereits mit der „Ketzermission“ des Dominikus in Okzitanien begonnen. Schließlich sei der 1217 durch Papst Honorius III.
    anerkannte „Ordo fratrum Praedicatorum“ durchaus zu diesem Zweck ins Leben gerufen worden.
    In Ihrer o.a. Abhandlung hinterfragt Müller, ob der angenommene Kausalzusammenhang zwischen Katharern und Hexen weiterhin Bestand habe. Eindeutige Quellen dazu gebe es nicht, aber:
    Die Inquisitoren, die als erste gegen vorgebliche Hexen ermittelten, entstammten ja dem Orden der Dominikaner und waren somit bestens mit den Lehrmeinungen der Katharer vertraut 
    Es sei daher geboten, mögliche Einflüsse der katharischen Lehre vom Bösen und über den Satan auf die spätere „Hexenlehre“ zu untersuchen.
    Ein zentrales Element der katharische Theo­logie bildet die Erzählung vom Fall der Engel (‘Engelssturz’), der in seiner gnostischen Lesart Bezug auf das NT, Offb. 12,7-9 nimmt:
    7 Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen; und der Drache und seine Engel kämpften;
    8 aber sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden.
    9 Und so wurde der große Drache niedergeworfen, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde auf die Erde hinabgeworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.
    (Offenbarung d. Johannes 12, 7-9, Schl. 2000)

    Von hier aus wird erfolgt die Begründung des spezifischen katharischen Dualismus begründet – entweder in seiner radikalen oder seiner gemäßigten Form.
    “Luzifer wird, in Analogiebildung zu Gott und Jesus, seinem Sohn, als Sohn des bö­sen Gottes aufgefasst, der sich in einen Engel des Lichts verwandelt und wegen seiner großen Schönheit von den Engeln Gottes geliebt und vom Herrn als Verwalter ein­gesetzt wird. Mit seiner Verschlagenheit aber täuscht er die Engel, bringt sie zur Sünde und zieht sie aus dem Himmel weg.”
    Die Annahme eines vollkommenen ‘Guten Gottes’ und eines unvollkommenen, schlechten Gottes (Demiurg) ist ein wesentlicher Grundstein aller der Gnosis zugerechneten Strömungen, auch des Katharismus.
    Durch eine Akzentverschiebung trete zunehmend das Motiv der Verführung der Engel durch List und Tücke des Luzifer an die Stelle des gewaltsamen Kampfes. Nun erscheint nun auch die Frau – nicht überraschend, zumal List und Täuschung in der christlichen Tradition meist der Frau zugeordnet wird.  
    Daniela Meyer beschreibt sehr detailliert eine interessante Entwicklung, durch die einem weiblichen Himmelswesen als ‘Gehilfin des Teufels’ die Schuld am Engelsturz zugeschrieben werde (vgl. Brevis summula).
    Neben der das Weibliche entwertenden Vorstellung steht bei den Katharern auch Eva nach Berichten katholischer Polemiker vereinzelt in „besonderer“, nämlich geschlechtlicher Nähe zum Teufel:
    ”…in Geständnissen vor der Inquisition ist gleiches zu lesen, … dass aus dem Geschlechtsverkehr des Teufels mit Eva Kain, aus dem Adams mit ihr Abel entstanden sei.”
    Bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war in Südfrankreich dagegen keine geschlechtsspezifische Schöpfungsge­schichte überliefert. Der Teufel erschuf die Körper der Menschen und schloss darin gefallene Engelsee­len ein. Von der Erschaffung Adams und Evas nur gesagt, dass Satan, bzw. Luzifer beide Körper gemacht habe.
    Männliche und weibliche Körper gehen auf das Werk des Teufels zurück; im Reiche des Guten Gottes gebe es keine Geschlechtsunterschiede. 

    Somit wurde eine Geschlechtsverbindung von Satan und Frau, bzw. weiblichem Wesen vor allem bei den italienischen Katharern angenommen – diese Versionen katharischer Vorstellungen waren auch den Dominikanern bekannt.
    (So allmählich ahnt man, worin der Zusammenhang zu den vermeintlichen 'Hexen’ späterer Jahre besteht, denen ebenfalls nachgesagt wurde, sie paarten sich mit dem Teufel und seinen Dämonen:)
    “Von hier aus könnte ein besonderes Interesse in dominikanischen Kreisen an einer Verbindung Frau und Teufel bestanden haben, was den Weg für entsprechende Bausteine der Hexenlehre geebnet haben könnte.”--
    Eines ist mir dabei unklar: Falls es sich bei der abwertenden Haltung in Teilen des Katharismus nicht nur um eine böswillige Polemik ihrer Ankläger handelte, weshalb wurden dann gerade bei den Katharern Frauen mit besonderer Verantwortung für soziale Einrichtungen, aber auch geistlicher Natur betraut?

    Pervertierte Öffentlichkeitsarbeit:
    Nach den Katharern waren die 'Hexen' an der Reihe


    Diese Lehrmeinung über den Bezug des Teufels zur Frau schlechthin mag ein verhängnisvoller Auslöser dafür sein, dass sich der Glaube an eine übernatürliche Hexerei bis etwa zum Jahre 1230 durchsetzte. Von da an beschäftigte man sich 'wissenschaftlich'  mit Zauberei und Hexerei
    Auch wenn man glaubte, alle Frauen von Natur aus schlecht und triebhaft seien, sollten bestimmte Körpermerkmale als Indikator dafür dienen, dass einzelne 'verdorbene Weiber' Unzucht mit dem Teufel ("Teufelsbuhlschaft) trieben. Nach solchen absurden Vorstellungen waren rotes Haare, tief liegende Augen sowie Sommersprossen und Warzen besonders verdächtig...

    Es dauerte ganze hundert Jahre, bis Papst Johannes 22. um 1326 festlegte, dass neben der Ketzerei nun auch die Hexerei gerichtlich verfolgt werden sollte. (Katharer gab es seit etwa 1320 keine mehr, die man noch zur Einschüchterung des Volkes nach inszenierten Schauprozessen hätte öffentlich verbrennen können. 
    Es mag etwas polemisch klingen, den damaligen Päpsten und Inquisitoren diese Motivation der 'Zielgruppenfestigung' zu unterstellen - doch es ist nun mal belegt, dass im südfranzösischen Okzitanien ganze Dorfgemeinschaften zwecks Abschreckung gezwungen wurden, öffentlichen Hinrichtungen von Häretikern beizuwohnen.

    Die systematische Hexenverfolgung setzte ein, als Innozenz VIII. 1484  in der der sog. Hexenbulle (Summis desiderantes affectibus) die Handlungen und Vergehen aufführte, die als 'hexentypisch' anzusehen waren. Die Bulle verlieh zwar die Vollmacht zur Zurechtweisung, Inhaftierung und Bestrafung verdächtiger Personen, jedoch nicht zur Hexenverbrennung.
    "Zusammenfassung von Hansen 1901: Papst Innozenz VIII. (Dominikanermönch Heinrich Kramer) ermächtigt die beiden in Deutschland tätigen Inquisitoren Heinrich Institoris und Jacob Sprenger [ebenfalls Mitglied des Dominikanerorden], gegen die Zauberer und Hexen gerichtlich vorzugehen. Er erklärt den Widerstand, den dieselben seither in Kreisen von Klerikern und Laien bei dieser Tätigkeit gefunden haben, für unberechtigt, da diese Verbrecher tatsächlich unter die Kompetenz der Ketzerrichter gehören, und beauftragt den Bischof von Straßburg, die den Inquisitoren etwa entgegengesetzten Hindernisse durch die Verhängung kirchlicher Zensuren zu beseitigen."

    Der Hexenhammer (malleus maleficarum) des Dominikaners Heinrich Kramer knüpfte 1487 möglicherweise an die vorgeblich in katharischen Schriften zu findende Minderwertigkeit der Frau an - nun wurde auf die Urgeschichte des Alten Testaments im 1.Buch Mose verwiesen:
    Frauen seien schon bei der Schöpfung benachteiligt gewesen, weil Gott Eva aus Adams Rippe schuf. Außerdem wurden den Frauen Defizite im Glauben vorgeworfen, die als „Feind der Freundschaft, eine unausweichliche Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Versuchung, eine begehrenswerte Katastrophe, ..., einen erfreulichen Schaden, ein Übel der Natur“ bezeichnet werden.
     
    Zu den Opfern der Hexenverfolgung heißt es hier:
    "Nach neueren Forschungen und umfangreichen Auswertungen der Gerichtsakten geht man davon aus, dass die Verfolgung in ganz Europa etwa 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte. Etwa 25.000 Menschen wurden auf dem Boden des Hl. Römischen Reichs Deutscher Nation [...] hingerichtet." 
    Eine andere Zahl verdeutlicht das Ausmaß besser: Insgesamt soll etwa drei Millionen Menschen der Prozess gemacht worden sein, wobei Enteignungen zum Wohle der Kirche und Haftstrafen am zahlreichsten waren.-