Freitag, 1. November 2013

Appetizer: Keynes und die Grundlagen

Durch den Kommentar von Herrn Wehmeier und seine lesenswerte Abhandlung 'Armageddon' (Pdf) bin ich heute bei J.M. Keynes gelandet.

Tatsächlich fehlt mir die Kenntnis der Grundlagenliteratur (bzw. die Erinnerung an selbige): "General Theory of Employment, Interest and Money", John Maynard Keynes, 1935 ("Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes", 1936). 
Mann solle sich von der Lektüre nicht allzu viel erhoffen, heißt es in der o.a. Abhandlung: 
"Doch selbst wenn Sie die ganze Schwarte gelesen haben, haben Sie wahrscheinlich nur "Bahnhof" verstanden und könnten sich möglicherweise noch in Ihrem Aberglauben gestärkt fühlen, dass die "hohe Politik" die so genannte "Finanzkrise" mit der Unterstützung vieler so genannter "Finanzexperten" schon irgendwie in den Griff bekommt."
Persönlich erinnere ich mich an Keynes noch insoweit, als er sich u.a. für ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum aussprach, damit es - platt ausgedrückt - allen Menschen gut gehen sollte. Die Wachstumspolitik in Deutschland wurde zu meiner Schulzeit z.T. heftig kritisiert, ob sie nun antizyklisch wirksam sei oder noch nicht einmal das.
Wirtschaftswachstum als Instrument der Politik ist m.E. ein Spiel auf Zeit - es funktioniert nur so lange, wie ausreichend Finanzmittel im Umlauf sind bzw. künstlich gebracht werden. 
"Kaum jemand wird einer Gruppierung, die die Welt für eine Scheibe hält, ein brauchbares Programm zur Erkundung des Weltraums zutrauen, und so sollte auch keiner Disziplin, die zeitlich unbegrenztes exponentielles Wachstum für realisierbar hält, eine Steuerung unseres Wirtschaftsgeschehens überlassen werden." (J. Kremer)
Trotzdem lohnt es sich, volkswirtschaftliche Grundlagen kennen zu lernen oder in Erinnerung zu rufen - das u.a. Statement ist allenfalls ein Streifschuß in diese Richtung:



Die zentrale Botschaft seiner General Theory besteht darin, dass das marktwirtschaftliche System auch bei flexiblen Preisen und Löhnen nicht automatisch zur Vollbeschäftigung tendiert. Vielmehr könne es auch langfristig in einem Zustand der Unterbeschäftigung verharren; in diesem Fall soll der Staat (Regierung und Notenbank) zu finanz- und geldpolitischen Mitteln greifen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder an das Niveau heranzuführen, bei dem Vollbeschäftigung herrscht.
Eine wichtige Einsicht ist, dass mikroökonomisch sinnvolle Verhaltensweisen im makroökonomischen Kontext völlig falsch sein können (als Beispiel das Sparparadoxon: Wenn ein Einzelner mehr spart, steigt sein Vermögen und sein Zinseinkommen. Machen dies alle - ohne dass eine ausreichende Investitionsnachfrage besteht - sinkt die Güternachfrage, und somit Produktion, Beschäftigung und Einkommen, sodass die gesamtwirtschaftliche Sparsumme unverändert bleibt).
Durch die makroökonomische Politik soll die Nachfrage beeinflusst werden, da diese das Niveau von Produktion und Beschäftigung bestimmt, das erst bei Vollbeschäftigung durch die vorhandenen Ressourcen begrenzt wird. Letzteres ist der Fall, auf den sich die neoklassische Theorie bei ihren gesamtwirtschaftlichen Aussagen bezieht, ohne diese Begrenzung zu verdeutlichen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich aus dem privaten Konsum, den privaten Investitionen (gemeint sind immer Sachinvestitionen), den Exporten und der staatlichen Nachfrage zusammen.
Einwänden, seine Theorie beziehe sich nur auf die kurzfristige Sicht, hielt er entgegen: “In the long run we are all dead” („Langfristig gesehen sind wir alle tot“). (Quelle: Wikipedia)

Stefan Wehmeier stellt in diesem Kontext fest, die Ursache der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise ist genau die gleiche wie vor 80 Jahren: 
"...eine seit dem Beginn der Geldwirtschaft nach wie vor fehlerhafte Geld- und Bodenordnung, die zu einer zwangsläufigen Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz und einer Spaltung der Gesellschaft in viele Arme und wenige Reiche führt, bis der Geldkreislauf zusammenbricht und der nächste Krieg – zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten – unvermeidlich wird."
Wohl wahr, nur der "ultimativen Abschreckung" durch das Atomarsenal ist es zu 'danken', dass nicht schon längst ein weiterer Weltkrieg zu diesem Zweck (und zur Festigung der hegemonionalen Wünsche einschlägig bekannter Groß- und Supermächte) vom Zaum gebrochen wurde. 

Doch mit der gegenwärtigen, überaus instabilen Lage kann bzw. darf man sich auch nicht zufrieden geben. Sollte das Vertrauen der Anleger durch einen unvorhersehbaren Anlass erschüttert werden und eine systemweite Umschichtung eintreten, berge dies durchaus das Pozenzial, von unsere von Wirtschaftskreisläufen bestimmte Zivilisation von jetzt auf gleich auszulöschen auszulöschen! 
"Unvorstellbar? Nein."
Eine solche Entwicklung ist wohl vorhersehbar, lediglich der Zeitpunkt des Crashs ist derzeit noch ungewiß. Dass das 'System' zum Zerreißen gespannt ist, zeigt sich u.a. daran, dass allein der deutsche Staat Bürgschaften in einer Höhe von bis zu 500 000 Millionen (also 500 Mrd.) Euro eingehen 'musste', um eine "Krise zu verhindern" und "Schaden vom deutschen Volk abzuwenden".

Skizzierter Lösungsansatz: die Politik" lässt sich 
"...gerade noch rechtzeitig erklären, wie allein durch die verbindliche Ankündigung einer staatlichen Liquiditätsgebühr auf alles Zentralbankgeld das elementare Geldstreikmonopol unverzüglich beseitigt werden kann, um den Geldkreislauf sofort zu stabilisieren und die Liquiditätsfalle sicher zu vermeiden."
Siehe auch:

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